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Radreisen mit Kinder: ein Abenteuer für die ganze Familie!

Radreise mit kleinen Kindern, Zelt und allem? „Richtig gut!“, finden Lena und Gernot Moser sowie Jonas (alle drei VAUDE) und Annett Kurtz. Die befreundeten Paare sind mit ihren Kindern Lea (7) und Mona (4) sowie Felix (8) und Jule (5) schon oft zusammen auf Radreise gewesen, zuletzt auf der „La Vélodyssée“ entlang der französischen Atlantikküste. VAUDE Experience haben sie verraten, wie man eine solche Reise plant, die Kinder unterwegs motiviert, wie viel Spielzeug mit musste und wie die Erwachsenen auf Herausforderungen reagieren.

In Teil 1 sprechen wir über die Motivation, Care-Arbeit auf Familientour und die Bedürfnisse von jung und alt.

VAUDE Experience: Radreise mit vier Erwachsenen und vier Kindern. Schlafen im Zelt. Draußen bei Wind und Wetter. Wie seid Ihr zu dieser Art Urlaub gekommen?

Jonas: Gernot und ich, wir sind Freunde seit dem Studium – Sportökonomie in Bayreuth. Da haben übrigens auch meine Frau Annett und ich uns kennengelernt, die als einzige aus unserem Quartett nicht bei VAUDE arbeitet. Zusammen haben Gernot und ich schon vor unserer Arbeit bei VAUDE viele Radreisen unternommen. Nach Südostasien, Marokko, Uganda, und, und, und. Heute weiß ich: Die Kinder sind kein Grund, diese Leidenschaft aufzugeben, im Gegenteil! Die Grundidee zu den gemeinsamen Familienreisen kam von Lena und Gernot. Die hatten in Sachen Radreise einfach auch nochmal Vorsprung. Sie hatten gemeinsam ein halbes Jahr Job-Auszeit genommen und waren viel mit den Kids geradelt und auch gereist. Annett und ich hatten sie damals schon in Myanmar getroffen. Mit Kindern und zwei Familien war ich ehrlich gesagt erst skeptisch. Annett hat dann gesagt: Lass es uns probieren!

Gernot: Die letzten Jahre haben wir wirklich jedes Jahr eine Tour mit Kids gemacht. Lena war die Initiatorin. Jonas und ich hatten, wie gesagt, super viele Radreisen zuvor gemacht, aber hier war ich auch erst skeptisch. Lena fragte dann: „Warum nicht mit Kindern?“ Ich erst: „Puh. Sicher? Wie soll das mit kleinen Kindern gehen?“ Und dann hat einfach alles hingehauen. Es ist total cool. Man muss die Sache nur angehen!

Radfahrer mit Radtaschen in Afrika
Gernot und Jonas waren schon immer viel gemeinsam unterwegs. Hier in Afrika. Bild: Privat

Experience: Lena, im Gespräch haben Gernot und Jonas betont, wie Du oft Ideengeberin und Initiatorin der Familienfahrradreisen bist. Woher hast Du die Sicherheit oder innere Ruhe genommen zu sagen: „Das schaffen wir!“?

Lena: Ich träume oft von solchen Reisen und motiviere dann Gernot für die Sache. Ich habe viele Blogs von radreisenden Familien angeschaut und gesehen, dass es geht. Dass wir das auch schaffen, die Gewissheit habe ich noch nicht mal beim Reiseantritt. Aber im Team finden wir immer eine Lösung und die anderen sind beeindruckend gut im Improvisieren, davon lasse ich mich dann mitreißen.

Am Ende ist es erstaunlich, was man dann doch so alles machen kann, wenn alle im Team zusammen „arbeiten“.

Wir hatten z. B. mal eine sehr, sehr steile Schotterstelle, wo wir die Kinder dann einzeln mit einem E-Bike hoch geshuttelt haben. Ich selbst habe also gar nicht die Ruhe, sondern ich initiiere nur die Tour und die anderen haben dann meistens die Lösungen. (lacht)

Kinder mit Fahrrad und Anhänger
Zu Beginn noch im Hänger, radeln die Kinder heute meist selbst. Bild: Privat

Experience: Ihr seid offenbar ein richtig gutes Team …

Jonas: Und jetzt haben wir schon vier gemeinsame Radreisen gemacht mit Kindern. Dieses Jahr die fünfte. Bei der ersten Reise hat Lena noch gestillt. Mona war ein Jahr alt.

Lena: Wir hatten sie in der Hängematte im Kinderanhänger.

Jonas: Bei der ersten Reise waren wir alle flexibler, weil die Kinder im Anhänger waren. (lacht)

Experience: Warum flexibler?

Gernot: Wir haben drei verschiedene Phasen durch. Die erste Phase: Die Kids fahren ausschließlich im Hänger mit. Da waren wir als Erwachsene deshalb flexibler, weil dann kannst Du schon mal sagen: „Okay, der Regen kommt! Zehn Kilometer Vollgas zum nächsten Campingplatz!“. Die zweite Phase hieß dann, die jüngeren Kinder fahren Hänger, die älteren radeln. Und zuletzt, dritte Phase, sind die Kids dann fast alles selbst gefahren, der Hänger ist Backup und Gepäcktransporter.

Experience: Lea war auf der ersten Reise ein Jahr alt. Gab es je Probleme mit dem Durchschlafen? Ist das anders als zu Hause?

Lena: Grundsätzlich haben wir die Erfahrung, dass die Kinder wegen der frischen Luft und der Körpernähe im Zelt sehr gut schlafen, teilweise besser als zu Hause. Aber mit ihnen nachts im Regen zur Toilette zu laufen, ist natürlich nicht angenehm. Das übernimmt Gernot, er verträgt Schafmangel besser als ich und ich bin ihm sehr dankbar dafür.

Arbeitsteilung unterwegs: Alle machen mit!

Experience: Spannend. Wenn es um Care-Arbeit geht, tragen oft Frauen den Löwinnen-Anteil der Aufgaben. Wie war das bei Euren Reisen? Haben die Jungs sich um die Räder und die Frauen um die Kinder gekümmert?

Lena: Die Care-Arbeit ist bei uns vor allem im Urlaub mehr als ausgeglichen. Das Einzige, wo wir in klassische Rollenbilder verfallen, ist tatsächlich das Reifenflicken und Kochen: die Jungs können die Reifen schneller flicken als wir und wir kochen lieber. Und besser. (lacht) Das ist aber kein Zwang, wenn wir kurz getrennt unterwegs sind, flicken wir unsere Reifen auch selbst und haben auch keinerlei Bedenken, dass die Jungs die Kinder gut satt bekommen.

Radreisen mit Kindern am Bodensee
Zu acht auf Abenteuerfahrt. Da kommt einiges an Gepäck zusammen. Bild: Privat

Experience: Vier Erwachsene, vier Kinder. Acht Fahrräder, mehrere Kinderanhänger, Zelte, Schlafsäcke, Isomatten … Das klingt nach einem logistischen Albtraum?

Gernot: Geht eigentlich. Aber natürlich hat man viel dabei. Anfangs haben wir die Kinderräder per Trail-Angel hinterhergezogen, jetzt befestigen wir sie auf dem Anhänger. Das ist also ein multifunktionaler Transporter (lacht).

Experience: Habt Ihr Tipps für Familien, die sonst eher Pauschalurlaub machen? Wie tastet man sich an solche Reisen heran?

Jonas: Unsere letzte Tour mit Kindern war La Vélodyssée, einmal die französische Atlantikküste entlang. Da waren wir schon super eingespielt. Am Anfang würde ich aber direkt von der Haustür starten. Das haben Lena und Gernot mit ihren Kindern z. B. gemacht: Kressbronn, Rheintal, Lechtal, Donautal und zurück. Das waren drei Wochen – damals sind wir dann dazugestoßen. Zweimal waren wir dann im Voralpengebiet: Tannheimer Tal und Forggensee, bzw. Lechtal und bayerische Seen wie Walchensee und Co. Das ist schon anspruchsvoll, aber so nah dran, dass die Nähe wie ein Sicherheitsnetz wirkt.

Gernot: Würde ich auch sagen! Ganz klein anfangen. Wir sind z. B. zum Ausprobieren mit dem Fahrrad die paar Kilometer zu meinen Eltern gefahren. Dort kann man dann ganz spielerisch im Garten zelten. Das geht auch beim netten Landwirt im Nachbardorf. Für die Kinder ist auch schön, mit befreundeten Paare, Familie oder allgemein Freund:innen loszufahren. Für Abwechslung ist dann immer gesorgt. Das mit dem klein Anfangen gilt übrigens nicht nur für Menschen mit Kindern. Das haben meine Eltern genauso gemacht. Die hatten null Radreise-Hintergrund und sind einfach mit Hänger und ihren normalen Rädern los und haben bei uns im Garten gezeltet. Das kannst du ja im ganz Kleinen testen.

Jonas: Der entscheidende Punkt ist gar nicht das Rad und die Technik, sondern das gemeinsame Machen. Das ganze Ding ist ein großes Abenteuer und cool. Das macht die Reise so besonders. Wir hatten z. B. nicht jeden Tag Schönwetter.

Meistens stört oder stresst es aber uns Erwachsene, die Kinder springen von Pfütze zu Pfütze.

Wenn man es richtig lebt, sind die Kinder unproblematischer als wir selbst.

Natur, Familie mit Fahrradanhänger
2021 ging es auf die französische Vélodyssée. Bild: Privat

 

Ach schade, machen wir dieses Jahr gar keine Radreise?

Experience: Lasst uns über die Kinder sprechen. Wie fanden die die Touren?

Gernot: Die Kids fanden das immer cool. Das hat uns am Anfang auch ein bisschen überrascht. Aber es ist so. Lea will ihr aktuelles Fahrrad z. B. nicht an Mona abgeben, weil sie damit die ganzen schönen Reisen gemacht hat. Fairerweise: Sardinien mit dem Campingbus fanden sie auch cool. Radreise aber eben auch!

Jonas: Felix meinte neulich: „Ach schade, machen wir dieses Jahr gar keine Radreise?“ Das ist schon toll.

Experience: Und wie hält man die Kinder bei Laune, wenn es doch mal anstrengend wird? Ist das das gleiche wie zuhause oder ganz anders?

Gernot: Boombox. (lacht)

Jonas: Und Essen. (lacht auch)

Gernot: Im Ernst. Wenn es Motivationskrisen gibt, dürfen die Kinder in den Hänger, dann hören sie zusammen ein Hörspiel und dann geht’s eigentlich immer. Hörspiel ist das Beste.

Familie mit Fahrräder und Radtaschen
Abenteuer ist überall! Bild: Privat

 

Experience: Brauchen Kinder auf Tour auch mehr Spielzeug, Kuscheltiere und Co.?

Gernot: Wir haben eigentlich kein Spielzeug mitgenommen. „Hier ist ein Farnwedel, da ist ein Tannenzapfen.“ So reagieren die Kinder. Die finden ihr Spielzeug. Spielzeug ist überall da.

Jonas: Wir haben das Glück, dass die Kinder sich wirklich gut verstehen und sich immer miteinander beschäftigen. Wenn andere dabei sind, nicht nur die Familie, dann ist das auch leichter.

Gernot: Das ist wirklich perfekt, auch altersmäßig passen die vier gut zueinander. Zwei sind jeweils fast gleich alt.

Experience: Und Ihr Erwachsenen? Was hat diese Form des Urlaubs mit Euch gemacht?

Jonas: Mental war ich noch nie so schnell raus aus dem Alltag wie auf der Tour mit den Kindern.

Gernot: Ich würde auch sagen, die Zeit läuft langsamer. Zehn Tage Radreise mit Kids: Dadurch, dass Du so viele unterschiedliche Sachen erlebst, fühlt sich das wie eine richtige, lange Reise an. In zehn Tagen bin ich so raus wie sonst in vier Wochen. Du bist immer gut beschäftigt und langweilig wird’s nie!

Jonas: Stimmt. Alles braucht einfach Zeit. Wenn die Kinder spielen wollen, spielen sie. Abends packen wir alles aus – jedes Teil, das wir mithaben. Morgens packen wir dann alles wieder ein. Und wenn die Kinder dann doch nochmal lieber spielen wollen, als loszufahren, dann packen wir alles wieder aus. Am Anfang hat mich das abgeschreckt, aber diese Zeit, die man sich nimmt, führt auch zum echten Abschalten.

In Teil 2 unseres großen Radreiseinterviews sprechen wir über Tourenplanung, Ausrüstung, Tipps & Tricks.

Kind auf Fahrrad, Familie auf Fahrrad mit Anhänger
Weiter geht’s im nächsten Teil. Bild: Privat

Interview: Arne Bischoff | velonauten

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