
Radreise mit kleinen Kindern, Zelt und allem? „Richtig gut!“, finden Lena und Gernot Moser sowie Jonas (alle drei VAUDE) und Annett Kurtz. Die befreundeten Paare sind mit ihren Kindern Lea (7) und Mona (4) sowie Felix (8) und Jule (5) schon oft zusammen auf Radreise gewesen, zuletzt auf der „Vélodyssée“ entlang der französischen Atlantikküste. VAUDE Experience haben sie verraten, wie man eine solche Reise plant, die Kinder unterwegs motiviert, wie viel Spielzeug mit musste und wie die Erwachsenen auf Herausforderungen reagieren.
In Teil 2 sprechen wir über Tourenplanung, Ausrüstung, Tipps und Tricks. Teil 1 lest Ihr hier.

Experience: Wie sieht es mit der Tourenplanung aus? Welche Etappenlängen habt Ihr gewählt und wie habt Ihr das Thema Schlafplätze gehandhabt? Spontan oder vorgeplant?
Jonas: Die Etappenlängen sind super beschränkt. Denn wenn du was machen musst, Kilometer abspulen, wird’s anstrengend. Lieber fünf Kilometer zu kurz als zwei zu lang. Lieber 20 Kilometer als 30. Wir wollen die Kinder ja nicht antreiben! Bei Übernachtungen haben wir immer die Optionen vorher überlegt, aber nicht vorgebucht. „Mit unseren Zelten kommen wir schon unter“, das war unsere Philosophie. Und mit Kindern klappt das auch. Niemand will eine Familie mit Kindern wegschicken. Man muss etwas flexibel sein, aber dann ist das unproblematisch.
Gernot: Du kriegst uns ja auch immer unter. Wir haben ja nur die kleinen Zelte. Vorbuchen ist planerisch der worst case: Dann ist der Zeitplan eng, denn du musst zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein. Und dann bist du ganz schnell doch in der Situation, die Kinder anzutreiben. Wir haben uns stattdessen immer den Kindern angepasst. Und dann kannst du nicht planen, wie der Tag läuft.
Wenn die Kinder spielen wollten, durften sie spielen.
Wir mussten nur vorher wissen, welche Optionen wir entlang der Route haben. Dann ist alles in Butter.
Die richtige Planung. So wird’s gemacht.
Experience: Aus der Planungs-Perspektive: Wie geht Ihr an die Tourenplanung heran? Papierkarte, Software wie Komoot, Foren, …?
Lena: Die allerersten Touren habe ich in bekannter Umgebung geplant. So wusste ich immer, wo und was noch gehen würde, falls Plan A nicht klappt. Später wurde ich mutiger. Ich plane eigentlich immer mit Google (inkl. Gelände- und Radwegeansicht). Ich bekomme dann meist eine gute Vorstellung, wo die Landschaft schön ist. Da finde ich immer Orte, die mich interessieren und Spielplätze, Bademöglichkeiten und sonstige Highlights sehe ich dort sofort und verbinde sie in unserer Etappenlänge. Jonas und Gernot haben aber auch mal die Routenplanung übernommen und sehr coole Strecken geplant.

Experience: Langweilt Ihr Euch als sportliche Menschen nicht, wenn viele Spielplätze und wenige Kilometer die Reise bestimmen?
Jonas: Ach, einen Tag wird’s eh immer sportlich. Da muss man nicht denken, das wäre immer easy going. Wenn du sportliche Ambitionen suchst, findest du die schon (lacht). Das Tannheimer Tal sieben Kilometer den Pass hoch mit 60 Kilogramm Gesamtgewicht. Puh. Die Kinder sind gemütlich im Bus gefahren, weil kein Radweg da war.
Gernot: Oder von Mittenwald aus hoch. Das war zu steil für die Kinder. Das heißt, zwei Kids im Hänger und ich der schwächste in der Gruppe (lacht). Bei der allerersten Reise, als die Kids nicht selbst geradelt sind, haben wir bis 70 Kilometer am Tag gemacht. Das klingt nicht viel, ist dann aber schon sehr lang, weil du wahnsinnig beladen bist. Jonas und ich sind allein viel minimalistischer unterwegs. Aber mit 20 bis 30 Kilogramm im Anhänger wird jeder Anstieg richtig hart.
Jonas: Da sind wir dann wieder bei der Etappenplanung. Am Ende solltest du die Etappen anpassen, statt Dir zu ambitionierte Ziele zu setzen. Berge sind natürlich immer schwierig. Gerade mit so viel Gepäck. Für Kids und Erwachsene. Und eins sollte man nicht vergessen bei der Planung: Kindern hilft Asphalt. Da rollt es leichter und ist fahrtechnisch auch einfacher. Da fahren sie viel entspannter, gerade mit den kleinen Rädern und haben Zeit, die Tour auch zu genießen.

Gernot: Wir als Erwachsene fahren auf Schotter nur noch 29 Plus (großvolumige Reifen mit 29 Zoll Durchmesser und bis zu drei Zoll Breite, Anm. der Redaktion) und die Kids sollen das dann mit ihren 16 Zoll machen! (lacht)
Bikes und Material: Das solltest Du nicht vergessen …
Experience: Damit sind wir schon bei den Bikes. Irgendwas Besonderes zu beachten?
Jonas: Nimm das Material und stabile Bike, das du hast und passe Erwartungen und Strecke daran an. Man sollte sich nicht zu sehr von den Rädern abhängig machen. Klar, es muss passen und man muss damit vertraut sein …
Gernot: … wir haben alle komplett unterschiedliche Räder. Wichtig ist, worauf man selbst Bock hat und womit man gut klarkommt. Annett hat ein E-Bike, aber nicht, weil sie nicht sportlich wäre, im Gegenteil! E-Bike oder Bio-Bike, das hat nichts mit Sportlichkeit oder Unsportlichkeit zu tun, sondern auch mit dem Verhältnis von Körpergewicht und Gepäck – als schlanke und leichte Frau mehr als das Körpergewicht an Gepäck zu ziehen ist schon krass – und was man von so einem Urlaub selbst erwartet und was einem Spaß macht.
Jonas: Genau. Mir und Gernot macht es ja Spaß, uns mit 60 Kilogramm Zusatzgewicht den Berg hochzuquälen. Das ist aber nicht jedermanns Sache und das muss man voll von sich selbst abhängig machen. Annett hat am wenigsten Bike-Background. Sie ist nach der ersten Tour aufs E-Bike umgestiegen, das macht ihr persönlich mehr Freude und das ist gut.

Experience: Es gibt ja schon etliches zu schleppen und noch mehr zu Hause zu lassen. Welche Ausrüstung ist Euch besonders wichtig?
Jonas: Gummistiefel für die Kids. Sperrig, aber haben sich immer bewährt. Damit wird jeder Weg zum Spielplatz. Und das VAUDE Top Case (Gepäckträgertasche). Da passt unfassbar viel rein und alles ist schnell zugänglich.
Gernot: Das Zelt ist super wichtig. Das ist dein Zuhause, deine Basis. Wir hatten das Mark XT 4 mit, 4,8 Kilogramm, große Apsis, richtig Platz für vier. Wenn mal Schlechtwetter ist, dann kann man da einfach gut sein. Diese Zelt-Kategorie findest du gar nicht so oft. Ein klein verpackbares, leichtes Familienzelt für Radreise oder Wandertour. Wir hatten aber auch das Glück, uns lange am firmeninternen Ausleihpool bedienen zu können, bevor wir das Zelt gekauft haben. Da wussten wir, woran wir waren. Das Zelt kostet immerhin 1.200 Euro, das ist für viele Familien nicht mal eben so drin. VAUDE hat da zum Thema ausleihen wieder was für Endverbraucher*innen in der Mache. Mehr darf ich noch nicht verraten – aber keine Sorge. Bald ist es soweit! Alternative sind übrigens zwei kleine Zelte pro Familie. Das funktioniert auch super, aber man ist natürlich nicht so „zusammen“. Dafür kann man mit den eigenen Zelten und denen der Reisepartner eine kleine Zeltburg wie eine Wagenburg machen.
Lena: Boombox und Essen haben die Jungs ja schon gesagt.
Solange jede*r Schlafsack, Isomatte und Dach über dem Kopf hat, ist alles gut.
Auf der letzten Radreise habe ich viele Sachen vergessen (Becher, Brettchen, Spülschwamm…) und wir haben einfach improvisiert.

Reiseziele: Am schönsten direkt von der Haustür aus!
Experience: Die ganze Ausrüstung kriegt man ja nicht so ohne Weiteres von A nach B, wenn man mal nicht vor der Haustür starten will. Wie habt Ihr das gemacht?
Gernot: Lena war sehr treibend beim Thema Anreise. „Lass uns von der Haustür starten!“ Das ist ihre Philosophie. So war die erste Tour über Isny, Oberstdorf und Co. Umgekehrt sind weiter entfernte Ziele dann kaum möglich. Selbst Schienenverkehr kann kompliziert sein. In Frankreich scheitert es zum Beispiel am Radtransport im TGV. Dort ist die Zahl der Radstellplätze sehr beschränkt. Eine achtköpfige Gruppe mit acht Rädern und zwei Hängern lastet die dann mehr als komplett aus. Das ist unmöglich. Deshalb sind wir zum Beispiel mit dem Auto an die Atlantikküste.
Jonas: Gerade bei der letzten Reise war das Thema intensiver Diskussion. Wir wollten auf das Auto verzichten. Aber das war logistisch extrem kompliziert, die Zeit sehr begrenzt. Deshalb haben wir uns für Frankreich schweren Herzens auch für das Auto als Anreiseweg entschieden. Innerhalb Deutschlands oder auch im Alpenraum sind aber Regionalzüge eine gute Alternative, außerhalb der Stoßzeiten kommen wir da auch als große Gruppe meist gut unter.
Gernot: Bei der Vélodyssée haben wir dann ja sehr kleine Etappen gemacht, weil die Kinder alles selbst gefahren sind. Dreißig Kilometer waren das Tagesmaximum. So konnten wir die Autos alle paar Tage nachholen. Das war dann auch wieder Sport (lacht).
Experience: Und was haben wir nicht gefragt und brennt Euch noch auf der Seele?
Jonas: Die Hürde liegt niedriger als man denkt. Nicht verkopfen, egal, ob beim Material oder Bike. Dann wird’s! Aber klar, um ehrlich zu sein: Unser Outdoor-Background gibt auch ein bisschen Ruhe, zu wissen, wie die Dinge laufen. Wenn man schon tausendmal ein Zelt aufgestellt hat, schockt einen nichts mehr so leicht.
Gernot: Das hatte ich gemeint. Erstmal zu Oma und Opa fahren oder einen Tag zu Freunden. Zelt im Garten aufbauen. Das gibt wahnsinnig viel Ruhe. Und wenn man von zuhause aus startet, ist man ja auch schnell zurück, wenn doch was schief geht.
Jonas: Naja, und Regen ist zäh. Wir sind ja auch nicht immer Superheld*innen. Aber geht schon. Dann haben wir uns gegenseitig motiviert. Und das ist das Schöne an genau dieser Art zu reisen!
Lena: Wie gesagt. Alle packen an. Und dann klappt’s!
Experience: Vielen Dank für das nette Gespräch!

Ausrüstungstipps aus diesem Interview:
- VAUDE Mark XT 4 Personen: Geräumiges, dennoch leichtes und stabiles Zelt für bis zu vier Personen und viel Gepäck. Das innovative Zeltmaterial aus Nylongewebe ist auf beiden Seiten dreifach mit Silikon beschichtet. Das sorgt für höchste Wasserdichtigkeit und Langlebigkeit.
- VAUDE Top Case: Großvolumige, wasserdichte Gepäckträgertasche mit schnellem Zugriff auf die Ausrüstung. PVC-freies Planenmaterial, klimaneutral in Deutschland hergestellt.
Mehr Ausrüstung für Radreise und -tour auf www.vaude.com.
Interview: Arne Bischoff | velonauten
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