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David Lama – Biwak – Nepal

Als mich letzten Sommer Stephan Keck anrief und mir von der Errichtung des David Lama Biwaks und der Reise nach Nepal erzählte, musste ich schmunzeln… „Der David. Selbst nach seinem traurigen Verlust noch immer eine Bereicherung für mich“.

Ende 2016 hatte ich die Ehre David Lama und Conrad Anker bei der Expedition am Lunag Ri als Fotograf zu begleiten. Nach der Expedition hat sich zwischen uns eine freundschaftliche Zusammenarbeit über drei Jahre hinweg entwickelt. David wurde zu meinem Mentor in den heimatlichen Bergen. Ihm habe ich meine ersten Steigeisen und Eisgeräte sowie den Umstieg auf Ski zu verdanken.

Kurz nach der Anfrage, ob ich bei dem Biwak Projekt als Fotograf mitwirken möchte, kamen jedoch erste Zweifel… Wer ist dieser Stephan Keck eigentlich genau? Warum finanziert Joe Einwaller dieses Projekt? Und ist es ok, dass sie sich mit dem Namen Davids bereichern?

Ich rief Flo, den ehemaligen Manager von David an – Dieser meinte, dass die Eltern der Namensgebung zugestimmt haben und auch Peter Ortner, ein langjähriger Freund von David, bei dem Projekt dabei sein wird. Die ersten Zweifel waren vergessen und ich freute mich auf meine vierte Reise nach Nepal.

Nach meiner Ankunft in Kathmandu lernte ich das Team um Ingenieur Ralf Ohnmacht und die beiden Initiatoren Joe Einwaller und Stephan Keck persönlich kennen. Ich kannte davor keinen aus dem Expeditionsteam, aber in sehr kurzer Zeit ergab sich eine sehr gute Basis. Joe Einwaller erzählte uns von der Grundidee und dem Antrieb dieses Projekt umzusetzen.

Der Tesi Laptsa Pass stellt den Übergang zwischen dem eher armen, ursprünglichen Rolwalingtal und dem touristischen Khumbu dar. Leider bleibt auch der Himalaya von der Klimaerwärmung nicht verschont. Der Pass wird durch den Gletscherrückgang jedes Jahr schwieriger passierbar und immer wieder sterben einheimische Träger. Kurz nach dem schweren Erdbeben 2015 hatten die beiden Initiatoren die Idee, die erste Biwak Schachtel in Nepal auf dem Pass zu errichten. Dadurch soll die Passüberquerung nicht nur für Einheimische erleichtert, sondern auch der Tourismus in dem Tal angekurbelt werden.

Nach zwei Tagen in Kathmandu, einer anstrengenden Busfahrt und einer mehrtägigen, eindrucksvollen Wanderung in das Rolwalingtal kamen wir auf 4400m in dem Dorf „Na“ an. Ralf Ohnmacht und sein Team starteten direkt mit dem Zerlegen der Biwakschachtel für den Transport mit dem Hubschrauber. Das Biwak wurde bereits 2017 in dem Tal aufgebaut und sollte nun mit dem Hubschrauber auf den Pass transportiert werden.

Zoll, verlorene Bauteile und die Kommunikation mit dem Hubschrauberunternehmen machten die Arbeit im Vorfeld bereits sehr mühsam. Es gab vor der eigentlichen Errichtung bereits einige Probleme zu lösen. In der Zwischenzeit war Peter Ortner nicht zu halten und ich hatte die Gelegenheit ihn auf einem leichten 6000er zu begleiten. Leider musste ich kurz vor dem Gipfel abbrechen, weil die letzte eisige Steilstufe überwechtet war und das Fixseil mit Anker in der Luft herumwirbelte. Wir hatten kein extra Seil dabei und ich wollte auf der Höhe kein unnötiges Risiko eingehen. Der starke osttiroler Bergsteiger meisterte die Wechte und ich wartete unter dem Gipfel mit einem Schluck Zirbenschnaps aus der Heimat auf ihn.

So vergingen einige Tage und wir warteten auf über 5000m auf den Hubschraubertransport. Zeit, Verpflegung und gute Laune wurden dabei immer knapper. Stephan Keck und Ralf Ohnmacht organisierten mit ihrer ruhigen Art den weiteren Verlauf und konnten somit die Stimmung im Team aufrechterhalten.

Als wir schon nicht mehr an eine Umsetzung glaubten, bekam der Pilot die Freigabe und die Teile für das Biwak wurden in unser Lager geliefert. Da unsere Zeit schon knapp wurde, arbeitete das gesamte Team gemeinsam zwei Tage bis in die Nacht hinein. Während der Expedition zweifelte jedes Mitglied zumindest einmal an der Umsetzung, aber mit der Hilfe aller Beteiligten und viel Eifer konnten wir das erste Biwak in Nepal errichten.

Ich bin mir sicher, dass es David egal gewesen wäre, ob dieses seinen Namen trägt oder nicht. Doch durch die vielen Höhen und Tiefen bei der Errichtung und dem unglaublichen Zusammenhalt im Team wurde etwas ganz Besonderes aus dem David Lama Biwak. Genauso wie David etwas ganz Besonderes war.

Mehr zu Stefan und seiner Arbeit.

Bilder und Text: Stefan Voitl

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