So gelingt dir das perfekte Outdoor-Foto

Mit Weitsicht und Rücksicht: 10 Tipps für das perfekte Outdoor-Foto für Instagram und Co.

Abenteuer sind am schönsten, wenn man sie mit anderen teilt. Und das geht am besten mit einem Bild. Wie der Volksmund weiß, sagt ja schon ein einziges Bild mehr als tausend Worte. Was früher der Diaabend für die Bilder der Urlaubs-, Wander-, Kletter-, oder Fahrradabenteuer war, sind heute Instagram, Flickr, Vero und Co. Noch nie wurden so viele Fotografien aufgenommen und mit so vielen Menschen geteilt wie heute. Die Digitalisierung hat die Fotografie zugänglich und erschwinglich gemacht und spätestens mit dem Siegeszug des Smartphones ist der Fotoapparat immer dabei. Du willst wissen, wie dir unabhängig von deiner Kamera ein tolles Foto gelingt und was du fotografisch und der Natur zuliebe beachten solltest? Dann ist dieser Beitrag für dich.

Nimm Dir auch fürs Ansehen Zeit und finde das Zelt! Bild: Ralf Gantzhorn (†)

1. Nimm dir Zeit und get it right (in camera)

Allein auf Instagram werden jeden Tag mehr als 100 Millionen Bilder hochgeladen. Ein Schnappschuss ist in Sekundenbruchteilen aufgenommen und gespeichert. Ein gutes Bild aber sticht aus der Masse heraus. Es erzählt deine Geschichte. Nimm dir Zeit, sie zu schreiben, wie einen Brief. Wenn du vor der Aufnahme weißt, was du zum Ausdruck bringen willst, bist du weniger vom Zufall abhängig. Willst du Dynamik betonen oder Stille? Was ist der Kern deines Motivs und wie führst du das Auge dorthin? Je mehr du bereits direkt bei der Aufnahme richtig machst, desto besser. Musst du etwa nachträglich zuschneiden, geht das oft auf Kosten der Qualität. Zum Zeitnehmen gehört auch, die Einstellmöglichkeiten deines Smartphones oder deiner Kamera kennenzulernen. Je besser du sie beherrschst, desto größer ist dein kreativer Spielraum. Wenn deine bevorzugte Kamera manuelle Steuerung bietet, mache dich mit den kreativen Möglichkeiten durch bewusste Wahl von Belichtungszeit und Blende vertraut!

In Naturschutzgebieten und Nationalparks solltest Du immer auf den Wegen bleiben. Bild: Ralf Gantzhorn (†)

2. Respektiere Natur und Menschen und kenne deine Grenzen

Die schönsten Motive sind nicht immer zugänglich. Das einzige Leberblümchen im Frühjahr, dessen Blütenblätter noch nicht zerfressen sind? Die Vogelkolonie mitten im Naturschutzgebiet? Der kleine Weiher auf dem Land eines Bauern? Sie sind gut, wie sie sind – auch ohne Foto! Kein noch so schönes Bild ist es wert, Pflanzen zu zertrampeln, Tiere zu stören oder Streit mit dem Landbesitzer zu beginnen. Hinterlasse jeden Platz so, wie du ihn selbst vorfinden möchtest und respektiere lokale Regeln! Zieh dich selbst zurück, wenn es gefährlich wird: Der letzte Schritt an den Abgrund oder der Fotospot mitten in der Brandung, sie müssen nicht sein. Tipp: Mit einem Teleobjektiv holst du weit entferntes ganz nah ran. Deshalb kann es dir auch helfen, respektvollen Abstand zum Motiv zu halten.

Nebel sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre. Bild: Solidreams

3. Licht und Wetter sind pure Magie

Nichts verändert den Charakter eines Bildes so sehr wie das Licht. Keine noch so clevere Software kann das ersetzen. Gerade die frühen Morgen- und späten Abendstunden sorgen mit ihrer tiefstehenden Sonne für besonders „weiches Licht“, das für viel Bildtiefe und harmonische Licht-Schatten-Übergänge sorgt. Auch andere Licht- und Wetterstimmungen können ein normales Bild auf das nächste Level heben: Nebel wirkt wie ein Weichzeichner, fallender Regen oder Schnee im Bild vermitteln die Kraft der Elemente, während schnell ziehende Wolken oder der Effekt fließenden Wassers ansonsten langweiligen Bildelementen Spannkraft verleihen. Tipp: Wenn das Mittagslicht zu hart ist und keine Wolke in Sicht, die es dämpfen könnte, probiere eine Schwarz-Weiß-Variante aus. Das passt oft sehr gut zu den starken Helligkeitskontrasten.

Pssst! Genießen und (den genauen Ort ver-)schweigen! Bild: Lars Schneider

4. Caring is: not sharing!

Bilder und Geschichten teilen ist toll. Standorte teilen: nicht so! Nicht nur Berchtesgadener Gumpen und provençalische Lavendelfelder leiden unter Übernutzung. Manche Spots, die von berühmten Influencer*innen geteilt werden oder viral gehen, erholen sich nie wieder vom Massenansturm derer, die fünf Minuten Ruhm suchen. Das gilt nicht nur, aber ganz besonders in ökologisch sensiblen Bereichen wie Naturschutzgebieten oder Nationalparks. Teile deshalb am besten keine genauen Ortsangaben!

Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Skitour ist sowieso gesund. Bild: Moritz Attenberger

5. Vordergrund macht Bild gesund … Hintergrund macht alles rund

„Vordergrund macht Bild gesund“, ist eine der klassischen Regeln zur Bildgestaltung. Übersetzt heißt das: Ein Element im Vordergrund, das den Blick zum Hauptmotiv leitet, tut dem Bild gut. Dort, im Mittelgrund, ist dann dieses Hauptmotiv platziert. Deshalb geht der Spruch auch weiter: „Mittelgrund tut Absicht kund.“ Mindestens genauso wichtig ist aber der Hintergrund. Wenn du ein Motiv siehst, beziehe den Hintergrund immer in deine Überlegungen mit ein. Helle Hintergründe oder Lichtflecken und warme Farben im Hintergrund lenken Blick und Aufmerksamkeit vom Hauptmotiv ab. Das gilt auch für unruhige Hintergründe. Tipp: Je geringer die Distanz der Kamera zum Hauptmotiv, auf das du scharfstellst und je größer die Distanz zwischen Motiv und Hintergrund, desto mehr verschwindet dieser im Unscharfen. Auch eine weit geöffnete Blende hilft. Wenn beides nicht möglich ist, bewege dich selbst so, dass du einen anderen Hintergrund ins Bild bekommst!

Wir lieben die Natur, wie sie ist. Kein Grund, ihre Farben durch verrückte Filter zu verändern. Bild: Moritz Attenberger

6. #nofilter

In dem beliebten Hashtag #nofilter steckt die Sehnsucht nach Authentizität in Zeiten künstlicher Himmel und nahezu grenzenloser digitaler Bildmanipulation. In der Nachbearbeitung alle Regler voll aufzureißen, verspricht spektakuläre, aber meist keine guten Bilder. Und mit der Zeit nutzen sich die Effekte ab. HDR-Exzesse mit aufgehellten Schatten und abgedunkelten Himmeln sind genauso eine Mode wie die aktuell sehr beliebte Kombination aus kalten Farben und reduzierten Kontrasten. Aber gerade in der Outdoorfotografie gilt: Moden gehen, Bilder bleiben.

Tipp: Lass ein bearbeitetes Bild ein paar Minuten ruhen und schau etwas anderes an, bevor du es final speicherst! Ein frisch erholter Blick entlarvt schnell Übertreibungen, die dir vorher nicht aufgefallen wären.

Augen erzählen die schönsten Geschichten. Bild: Markus Greber

7. Geh auf Augenhöhe und bewege dich

Die Augenhöhe ist in der Kommunikation so wichtig, dass sie schon sprichwörtlich geworden ist. Das gleiche gilt in der Fotografie. Können die Betrachter*innen einem Motiv direkt in die Augen sehen, entsteht eine ganz andere, viel intimere Verbindung, als wenn der arme Fuchs oder der winzige Märzenbecher aus 1,80 Meter Höhe fotografiert werden. Also runter mit dem Bauch in den Dreck, wenn du richtig gute Bilder machen möchtest. Wer als Fotograf*in faul ist, macht schlechtere Bilder. Das gilt nicht nur für die Augenhöhe. Wenn du ein Motiv gefunden hast, bewege dich ruhig mal! Probiere unterschiedliche Blickwinkel und Distanzen aus, statt einfach abzudrücken! Tipp: Robuste, wasserdichte Bekleidung hilft dir, diesen Hinweis wirklich zu beherzigen.

Die besten Ideen haben manchmal andere. Inspiration zu suchen ist keine Schande. Bild: Florian Mayerhoffer

8. Lass dich inspirieren!

Eine der schönsten Eigenschaften von Foto-Sharing-Plattformen wie Instagram, Vero oder Flickr ist, dass sie dich inspirieren. Hier kannst du jeden Tag tausende faszinierende Bilder großartiger Fotograf*innen ansehen und von ihnen lernen. Nutze diese Chance und gehe auf Entdeckungsreise! Nimm dir auch Zeit und denke darüber nach, warum dir ein Bild gefällt! Das durchschnittliche Instagram-Bild wird kürzer als eine Sekunde betrachtet. Das ist schade, denn in jedem einzelnen Bild stecken möglicherweise wochenlange Arbeit und Vorbereitung. Übrigens: Noch schöner als auf dem Display wirken Bilder in Büchern, Ausstellung, Rahmen oder auf Leinwänden.

Unscharfer Vordergrund, perfekte Drittelregel, schiefer Horizont und eine tolle Fotografie. Bild: Moritz Attenberger

9. Sprich durch deine Komposition

Es gibt einige fundamentale Kompositionsregeln und tausend kreative Möglichkeiten, sie zu brechen. Die meisten dieser Regeln haben schon die alten Meister*innen in der Malerei eingesetzt. Eine sehr bekannte dieser Regeln besagt, dein Hauptmotiv nicht in die Mitte des Bildes zu setzen, sondern deine Motive nach dem sogenannten „Goldenen Schnitt“ oder der „Rule of Thirds“ (Deutsch: Drittelregel) auszurichten. Verkürzt: Positioniere dein Hauptmotiv auf den Schnittpunkten von zwei Drittellinien, dann wird das Bild harmonisch und doch spannungsvoll wahrgenommen. Bei vielen Kameras lassen sich dazu Hilfslinien einblenden. Eine zweite Regel: Wenn Menschen oder Tiere sich bewegen, lass Ihnen dort, wo sie sich hinbewegen, mehr Platz! Sie sollen ja nicht gegen eine Bildwand laufen. Eine Dritte: Der Horizont muss immer gerade sein. Je besser Du diese Regeln kennst, desto effektvoller kannst du sie nötigenfalls brechen: Motive an den äußersten Bildrand platzieren, große Leerflächen lassen, den Horizont kippen …

Wir wollen diese Natur schützen! Bild: Moritz Attenberger

10. Speak out!

„Man schützt nur, was man kennt und liebt“, heißt eine alte Regel aus dem Naturschutz. Immer mehr Fotograf*innen nutzen ihre Bilder nicht nur, um die Größe ihres Outdoor-Abenteuers in der Schönheit der Natur zu zeigen, sondern auch, wie gefährdet sie ist. Die „International League of Conservation Photographers“ oder „Photographers Against Wildlife Crime“ sind nur zwei prominente Beispiele. In den großen Wettbewerben gibt es inzwischen eigene Kategorien, die dem Ansatz Rechnung tragen. Immer häufiger werden Bilder prämiert, die nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch wertvoll sind. Auch du kannst Deine Reichweite nutzen, um Wissen zu vermitteln, Begeisterung zu entfachen und Menschen die Natur näherzubringen. Gerade der Outdoorsport hat hier nahezu grenzenlose Möglichkeiten.

Danke, dass Du uns immer wieder mit auf die Reise genommen hast! Bild: Ralf Gantzhorn (†)

Nachwort: Zur Erinnerung an Ralf Gantzhorn

Wie kaum ein anderer hat der Hamburger Bergfotograf Ralf Gantzhorn auch diesen Blog, VAUDE Experience, mit seiner Fotografie geprägt. Ralf liebte die Berge und das Meer und war viele Jahre Teil der VAUDE-Familie. 2020 starb Ralf bei einem Bergunfall. Bis heute nutzen wir immer wieder seine herausragenden Bilder, um die Liebe zur Natur zu transportieren und erinnern uns an einen tollen Menschen.

Füttere Deine Sehnsucht. Bild: The Wild Routine

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