
Mein Name ist Lukas Kaufmann, ich bin 27 Jahre alt und nahm Mitte Juni erfolgreich am härtesten Rennrad-Eintagesrennen der Welt teil. Es freut mich riesig, dass ich nun meine persönlichen Erfahrungen mit euch teilen darf.
Die Vorbereitung:
Wenn man ein Rennen mit 530 Kilometern und 14 000 Höhenmetern bestreitet, dann ist es meiner Meinung nach zu wenig, wenn man als „Vorbereitung“ nur über die aktuelle Saison spricht. Mit 18 Jahren habe ich bereits begonnen extrem lange Marathons zu fahren, damals sagten sehr, sehr viele ältere Personen zu mir „du bist noch viel zu jung dafür, fahr` lieber kürzere Distanzen“. Doch Gott sei Dank war ich nie einer, der die Meinung von anderen sehr ernst nimmt und machte einfach das was mir am meisten Spaß macht. Und das war laaaaaaaaange Radfahren.

In den Jahren danach machte ich sehr viele Fehler, was das Training betrifft, was die Ernährung betrifft, was das ideale Gewand betrifft, was die Regeneration betrifft – doch die meisten Fehler habe ich nur einmal gemacht, denn Fehler bei einem extremen Rennen sind meistens auch extrem unlustig. Erst seit zwei Jahren trainiere ich nach dem Plan von meinem Trainer, davor bin ich immer nur das gefahren auf das ich gerade Lust hatte – sehr lange und nicht sehr schnell, weil quälen wollte ich mich nur im Rennen.
Einer der wichtigsten Punkte bei langen Rennen ist mit Sicherheit die Verpflegung, wir Menschen sind die genialsten Maschinen der Welt – aber jede Maschine kommt zum Stillstand wenn der (Energie-)Tank leer ist und so ist es auch bei uns. Hier das richtige „Essen“ zu finden, ist sehr schwierig, wir sind alle einzigartig und deshalb muss die Lieblingsernährung von mir nicht unbedingt auch das Richtige für dich sein. Wichtig ist hier, immer wieder etwas auszuprobieren, denn nur wenn man Fehler macht lernt man wieder etwas Neues.
Wenn man so wie ich 21 Stunden und 47 Minuten benötigt um beim RATA (=Race Across The Alps) ins Ziel zu kommen, dabei auch die ganze Nacht durchradelt und währenddessen einige Alpenpässe auf über 2000 Metern überquert, ist die richtige Bekleidung auch ein ganz wichtiger Faktor. Beim Start um 13 Uhr hatten wir ca. 30 Grad und 15 Stunden später am Bernina-Pass auf 2235m ungemütliche 5 Grad und teilweise Regen, da macht die Abfahrt weniger Spaß als die Auffahrt. 😉 Man sollte immer darauf achten, dass die Körpertemperatur möglichst konstant ist, alles was die Bekleidung dabei macht, kostet den Körper keine Energie und macht uns automatisch schneller. Meine VAUDE Regenjacke und Windjacke waren deshalb ständiger Begleiter meiner Abfahrten.

Die mentale Stärke:
Immer wieder werde ich gefragt: Wie schaffst du es 24 Stunden durchgehend eine Ski-Tour zu gehen? Wie schaffst du es 100 Kilometer in unter 15 Stunden durch Südafrika zu laufen? Wie schaffst du es 24 Stunden auf den Rad zu sitzen?

Meine Antwort: Mir macht es Spaß! Ich LIEBE was ich mache und bin einfach nur DANKBAR, dass ich es machen darf. Wenn man beim RATA am Start steht, nur weil man es den Freunden beweisen möchte, dann wird diese Motivation vermutlich nicht für alle 12 Alpenpässe reichen. Dein inneres Feuer für dieses Projekt muss brennen, dann kannst du gewisse Anstiegen im Kopf visualisieren, und kannst dir überlegen an was du denkst, wenn es einmal nicht so gut läuft (und glaube mir diese Momente hat der Sieger genau so wie der Letzte). Glaube an dich selbst – Du kannst alles, wenn du willst!!!
Bei so einen Rennen braucht man auch ein Team, welches einem mit dem Auto begleitet, den Weg ansagt, Trinkflaschen + Gels serviert und einem bei Laune hält – ohne mein großartiges Team hätte ich dieses Rennen niemals so schnell gemeistert.

Mentale Stärke ist wie ein Muskel im Bein – richtig stark wird man auch hier nur mit Training. Ein kleiner Tipp von mir der immer hilft: LÄCHELN, denn wer lächelt der gibt niemals auf 🙂 Manchmal hilft auch der Gedanke an die unvergesslichen Emotionen bei der Zieleinfahrt, das unbeschreiblich schöne Gefühl welches einem niemand mehr nimmt, wenn man es geschafft hat und die Vorfreude auf`s Essen, Schlafen, Essen, Schlafen – also auf die Regeneration.
Die Regeneration:
Ich sag`s euch ganz ehrlich – mit 17 Jahren bin ich 360 Tage im Jahr am Rad gesessen und an den restlichen 5 Tagen ist es mir nicht sehr gut gegangen. Mittlerweile habe ich aber gelernt, dass Pause etwas ganz, ganz Wichtiges sind und deshalb bin ich nach dem RATA für 3-4 Tage überhaupt nicht auf dem Rad gesessen. Ich war massieren, beziehungsweise habe ich mich selbst immer wieder massiert, ich habe viel geschlafen und noch mehr gegessen – die Zeit nach einem erfolgreichen Event ist einfach ein Traum. Als ich 2015 zum ersten Mal die Salzkammergut Trophy A-Strecke (210 Kilometer + 7149 Höhenmeter) fuhr, war ich gefühlt für ein Monat erledigt danach, dieses Jahr war ich zum 7. Mal in Serie wieder mit dabei, schneller als je zuvor und nach einer Woche schon wieder „hergestellt“ – unser Körper ist unglaublich, er passt sich (leider) an alles an. Das „leider“ steht für ungesunde Ernährung, Rauchen, zu viel Zucker, zu viel Salz, qualitativ schlechte Lebensmittel. Du bist was du isst und die Ernährung spielt natürlich auch bei der Regeneration eine Rolle. Ganz wichtig ist für mich auch die „Zeit für mich“, also einfach im Bett liegen und darüber nachdenken was ich alles schon gemacht habe, was als nächstes ansteht und meine Ziele, denn eines ist klar – ich will morgen besser sein als heute. 🙂
Die Kernaussage von meinem Text soll sein:
Wenn du eine Sportart – egal welche – sehr lange ausüben möchtest, dann geh` einfach los, zieh dich warm an, denn es wird viele „Schlaumeier“ auf dem Weg geben und denke immer daran DU KANNST ES!!!
Bis bald am Berg, im Wasser oder an der Startlinie von einem Extrem-Event.
sportliche Grüße Lucky Luke
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