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Mit Kindern auf Skitour – Tipps für mehr Spaß und Sicherheit im Gelände

Das Thema Kinder im offenen Gelände wird oft sehr kritisch diskutiert und es gibt die unterschiedlichsten Meinungen hierzu. Nach meiner bisherigen Erfahrungen kann ich eine Skitour mit Kindern und Jugendlichen durchaus empfehlen. Ich als Bergführer bin oft mit meinen Kids unterwegs und bin froh, dass diese bereits im frühen Alter dieses einzigartige Freiheitsgefühl erleben dürfen.

Nicht selten beginnen Leidenschaften und Karrieren bereits in den jungen Jahren. Wichtig ist dennoch nicht zu früh zu beginnen, die Kinder und Jugendlichen müssen ihren eigenen Zeitpunkt finden, um mit diesem einzigartigen Sport zu starten. Grundvoraussetzung für eine Skitour ist natürlich das richtige Einschätzen des Könnens der Kinder, eine daraus resultierende passende Tourenplanung und das passende Material.

Die richtige Ausrüstung erleichtert den Einstieg ins Tourengehen enorm. Bild: Kathrin Baumann

Die Ausrüstung

Die ideale Skitouren-Ausrüstung für Kinder ist nicht allzu leicht zu finden. Meist muss man einen Pistenski zu einem tourentauglichen Ski umfunktionieren. Oder man muss auf etwas unhandliche Erwachsenenmodelle zurückgreifen. Der Ski sollte möglichst leicht und breit gewählt werden. Die Auswahl an Freerideski für Kinder ist mittlerweile groß. Der Skihersteller Hagan bietet sogar ein komplettes Skitourenset inklusive passendem Fell für Junioralpinisten ab 10 Jahre an. Auch die Bindungen weiterer Hersteller wie Diamir Fritschi und Marker lassen sich in Größe S meist auf kleine Sohlenlängen einstellen und können so begrenzt für Kinder genutzt werden. Manch andere Bindungen sind zwar vom Gewicht her ideal, allerdings beginnen die Z-Werte meist erst bei 4 oder 5. Der Z-Wert gibt an, wann eine Bindung auslöst und ist somit ein wichtiger Sicherheitsfaktor bei einem Sturz. Für leichte Kinder wäre unter Umständen ein Wert von zwei erforderlich, was aber nur bei der neuen Hagan Z02 Bindung möglich ist. Der Hersteller Contour hat einen Adapter entwickelt, durch den sich jede normale Alpinbindung zu einer Tourenbindung modifizieren lässt. Der Adapter wird einfach in die herkömmliche Bindung geklickt und ermöglicht dann auch Kindern von 6-12 Jahren das Skibergsteigen. Etwas unstabil und schwer ist das Ganze, doch es funktioniert! Contour bietet dazu auch passende Felle für Kinderski. Skitourenschuhe gibt es meines Wissens nicht für Kinder. Ein weicher Schuh, der im Aufstieg oben leicht geöffnet bleibt, funktioniert allerdings auch sehr gut. Insgesamt ist der Markt einfach zu klein, um mehr spezielle Kinderprodukte herzustellen. Ich bin gespannt was in Zukunft noch kommen wird.

Auch bei der richtigen Bekleidung war es eher schwierig, adäquate und funktionale Skitouren-Bekleidung für Kinder zu finden. Mein langjähriger Partner VAUDE hat sich zum Glück um die aufstrebende nächste Generation Gedanken gemacht und bietet ein nachhaltig produziertes Outfit, bestehend aus Jacke, Hose und Midlayer an mit dem man die Kids getrost mit auf die erste Skitour nehmen kann.

Geteilte Freude ist doppelte Freude! Bild: Bastian Morell

Die Tourenplanung

Was die Tourenplanung angeht, steht natürlich die Sicherheit an oberster Stelle! Nach meiner Einschätzung sollten Kinder unter 15 Jahren keinesfalls allein im Gelände unterwegs sein. Nicht aufgrund des fahrerischen Könnens – welches natürlich unbedingt vorhanden sein muss bevor es ins Gelände geht – sondern da in diesem Alter die nötige Erfahrung fehlt, um alpine Gefahren und Schneeverhältnisse richtig einzuschätzen. Mir ist es wichtig den jungen Skibergsteigern von Beginn an den Respekt vor der Natur zu lehren, damit sie später auch alleine die richtigen Entscheidungen treffen können. Bei meinen Touren mit Kindern muss ich eine Gefahr durch Lawinen weitestgehend ausschließen können, obwohl ein gewisses Restrisiko immer bestehen kann. Dies sollte auch jedem bewusst sein, der diesen Sport ausübt. Lichter Wald und moderates Gelände beispielsweise bietet einen perfekten Spielplatz in relativ sicherer Umgebung. Ganz klare Ansagen wo gefahren wird und wo nicht sind unbedingt angebracht.

Moderates Gelände, sichere Verhältnisse und guter Schnee – so macht´s Spaß! Bild: Bastian Morell

Die Tour für Kids sollte im Aufstieg nicht zu lang und nicht zu steil gewählt werden. Denn durch das verhältnismäßig schwere Material setzt eine schnelle Ermüdung ein. Pausen inklusive Tee und Brotzeit motivieren für die letzten Höhenmeter. Wenn man mit Kindern unterwegs ist, dann sollte stets der Spaß im Vordergrund stehen. Deswegen ist eine homogene Gruppe auch sehr von Vorteil. Die Spuranlage muss dem Können angepasst werden. Für diejenigen, die im Gelände noch nicht so viel Erfahrung haben, empfiehlt es sich die ersten Touren am Pistenrand oder in der Nähe von Pisten zu absolvieren. Dort können das „Auf- und Abfellen“ und die ersten Spitzkehren problemlos trainiert werden.

“Skibergsteigen ist ein Sport, der eine hohe Eigenverantwortlichkeit und eine große Portion Erfahrung erfordert. Je früher junge Menschen sich mit den Facetten dieses Sports auseinandersetzen, desto sicherer werden sie sich in Zukunft im freien Skigelände bewegen. Es werden wohl noch einige Touren mit meinen Youngsters folgen, bis sie sich eines Tages allein auf den Weg machen.”

Text: Stephan Keck

Weitere Tipps

  • Im Buch Skitouren mit Kindern gibt der Autor Bernhard Ziegler Tipps, Tricks und Routenvorschläge für Familienskitouren.
  • Generell bieten viele Alpenvereins-Sektionen Angebote für Familienbergsteigen an – vielleicht entstehen daraus auch Möglichkeiten für erste Skitouren mit Kindern.
  • Umweltfreundliche Produkte für Outdoor-Kids findet ihr in unserem Webshop.
  • Inspirierende Outdoor- und Skivideos für die Familie findet ihr auf unserem Youtube-Kanal.

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