Trans Savoie 2016 – Tag 6
Jakob und Daniel starten auf den Plätzen 2 und 3 in den letzten Tag der diesjährigen Trans Savoie. Ob es die beiden bis zur Siegerehung geschafft haben, könnt ihr in ihrem letzten Tagebucheintrag erfahren.
Liebes Eiermann-Tagebuch,
Da ist er also, der letzte Tag. Zur Feier des Tages dürfen wir direkt mal eine Stunde früher aufstehen. Begeisterung hat selten Augenringe denke ich mir, als ich morgens in den Spiegel schau. Aber Zeit sich groß Gedanken zu machen ist eh nicht, der Shuttlebus Richtung Beaufort muss beladen werden. Nach 1,5 Stunden Busfahrt werden wir irgendwo in der Pampa rausgeschmissen und dürfen die nächsten 500 Höhenmeter zum Aufwärmen nutzen. Stage 1 gehe ich nach der Pleite gestern etwas lockerer an und lasse die Dampflock Jakob mit den ersten Waggons erstmal ziehen. Ich habe nicht vor, mich am letzten Tag hier noch gröber abzulegen, zumal die Abstände im Gesamtklassement nur noch durch Defekte oder Stürze durchgewürfelt werden können. Nach den ersten rutschigen Kurven wird der Trail irre schnell und man kann die Bremsen getrost offenlassen. Die Reifen leisten in dieser Woche wirklich Schwerstarbeit und ich bin doch von Steinfeld zu Steinfeld froh, dass ich mir über Platten anscheinend keine Gedanken machen muss. In den letzten steilen Serpentinen kann ich meinen Zug schnaufen hören, Verkehr auf der Strecke zwingt ihn zum langsam fahren und so kommen wir so schnell hintereinander ins Ziel, dass die hübsche Zeitnahmedame etwas gefordert wird.
Der nächste Trail ist mit dem Lift zu erreichen und verwöhnt unseren Spitzkehrenkönig Jakob wieder mit frischem Stoff. Insgesamt ist das heute anscheinend das Rennmotto, so viele Spitzkehren bin ich noch selten gefahren. Immerhin macht auch meine Technik Fortschritte und ich kann jeweils ein paar Kehren Jakobs Hinterrad halten.
Die Mittagspause kommt gerade zur richtigen Zeit. Die Wasservorräte sind bei 33 Grad im Schatten mal wieder schnell am Ende und die letzten beiden Abfahrten müssen wir mit eigener Kraft erreichen. Auch wenn ich meistens wirklich gerne auf dem Bike sitze, so langsam reicht`s!
Liebes Breitwieser-Tagebuch,
Die Westalpen. Ein Rennfahrertraum
Nach der schönen Mittagspause war’s,
Der Tag wird heißer,
Die Sonne brennt so unerbittlich,
Im Uphill werden alle leiser.
Ein jeder kommt nun an seine Grenze,
Der Puls beginnt nur so zu klopfen,
In meiner Brust und der Blick wird starr,
Der Schweiß er rinnt nur so in Tropfen.
Als ich den Stagestart erblicke,
Da wird mir sehr glücklich zumute,
Ein vorletztes Mal mit Dampf bergab,
es folgt ne Stage, eine sehr gute.
Viele Kehren, steil hinunter,
über uns nur der blaue Himmel,
ich schnell vorneweg, der Rest er folgt,
auch Daniel, dieser kleine Lümmel.
Nach kurzer Zeit, ist man auch schon im Ziel
Der Spaß ist nun vorbei,
Es geht wieder bergan, weit hinauf,
Ein letztes Mal diese Schinderei.
Ein neuer Trail, ein besserer Trail!
Durchströmen mich Adrenalinsäfte,
Denn es ist so wunderbar technisch,
Und es wachsen mir neu die Kräfte.
Ja, Spitzkehren für jedermann,
dass ja die Bremsschläuche nicht platzen!
Unser Zug, er düst geschwind gen Tal,
elegant so wie fette Katzen.
Herrlich so ein Tagebuch, da kann man mal schreiben was und wie man möchte. Ausgezeichnet.
Das war es nämlich schon wieder, liebes Tagebuch. Die berüchtigte Trans Savoie. Ein paar Fragen bleiben aber noch zu klären.
War es wirklich so hart? Ja schon. Jeden Tag stundenlang auf dem Rad, bei einer teilweise erdrückenden Hitze.
Ist es das Startgeld wert? Betrachtet man die Verpflegung, dann ein klares Nein. Engländer scheinen ein anderes Verständnis von gutem Essen zu haben. Schaut man aber auf das Erlebnis, die geniale Landschaft und die vielen tollen Trails, muss ich sagen, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat. Auch durfte ich ziemlich viel Zeit mit lustigen Menschen verbringen, was allein den Preis um ein vielfaches aufwiegt. Gut, den Daniel und Felix bekomme ich sonst auch umsonst, aber was soll’s. Die Organisation war teilweise etwas chaotisch, das finde ich persönlich allerdings eher sympathisch. Denn letztendlich hat alles einwandfrei geklappt.
Ist es aus ökologischen Gesichtspunkten vertretbar, im alpinen Gelände ein Rennen zu fahren? Gute Frage. Da das Rennen auf französischer Erde stattgefunden hat, kann ich hier bejahen. Wir haben uns zum größten Teil in den Teilen des Trois Vallées Skigebiets aufgehalten. Nichts, was ein Fahrradfahrer hier irgendwie kaputtmachen könnte, haben die Skifahrer, Pistenraupen, Bagger und LKWs nicht schon zerstört. Das macht diese Problematik jetzt nicht wirklich besser, aber Franzosen scheinen ihre Berge in zwei Kategorien einzuteilen: einmal Parc National, wo man im Naturschutzgebiet quasi nichts darf, zum anderen dann aber die „Erlebnisberge“, wo ohne Rücksicht auf Verluste der Berg für die Unterhaltung von Menschen geformt wird. Da wir nur auf zweiter Kategorie unterwegs waren, komme ich zu dem Schluss, dass die Radfahrer hier das geringste Problem sind, selbst wenn im Rennen das ein oder andere Hinterrad blockiert die Kurve gekratzt hat. Und soviel ich mitbekommen habe, betreibt der Veranstalter Trail Addiction auch ziemlich viel Wegpflege. Denn wenn wir etwas kaputt gemacht haben, dann waren es von Menschenhand angelegte Wege, und keine Natur.
Schlussendlich war es eine geniale Woche, mit viel Wetterglück, perfekten Trails und einer noch besseren Reisetruppe! Ich fange jetzt schon an zu sparen, dann kann ich vielleicht in zwei Jahren wieder mitfahren.
Schlussfazit ohne Tagebuch:
Die Trans Savoie ist weit davon entfernt, ein perfekt strukturiertes Rennen zu sein. Aber das will der Veranstalter auch gar nicht. Es ist ein Abenteuer, bei dem nicht die Zeiten das höchste Ziel sind, sondern wirklich das Durchkommen. Wer die Woche überstehen will, muss mit viel Bedacht fahren, auf sich und sein Material Acht geben und v.a. richtig gut biken können. Sehr beeindruckend, wie viele Hobbyfahrer sich so ins Ziel gekämpft haben. Selbst unser relativ gut trainierter und mittlerweile doch erfahrener „Train“ aus Jakob, Felix, David, Franzi und mir ist in den sechs Tagen nicht nur körperlich ans Limit gekommen. Aber auch wenn mal die Nerven blank lagen, so hatten wir doch eine unvergessliche Woche. Dass Franzi bei den Frauen gewinnt, Felix bei den Masters und auch wir beide auf das Podium fahren können, versüßt natürlich das Erlebnis trotzdem noch einmal enorm.
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Ralf Gantzhorn was born in 1964, holds a M.S. in Geology – and has even worked as a geologist (as an independent consultant in the contamination sector). He has been climbing since 1983 and working as a photographer since 1985. As a northern German, he is always torn between the far too distant mountains and the fresh sea air, but he’s found a compromise in Scandinavia, Scotland and Patagonia (where he has now spent over three years). He enjoys organizing trips in areas where unfamiliar vistas – which haven’t already been photographed 1000 times – lure from every corner. He often experiences his images as far too static, but then is pleased with the abundance of triangles in the structure and the fantastic light.
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