
Sebastian Steudtner – DER deutsche Big Wave Surfer – erzählte mir schon vor sechs Jahren, dass er im Winter immer wieder an die Nordwestküste von Irland kommt, um dort gigantische Wellen zu surfen. Wenn dann mal kein Swell die Küste aufmischt, erkundet er mit seinem MTB die unzähligen Trails um die Region Sligo.
Nun bin ich selber nicht unbedingt in großen Wellen zu Hause, doch wo große Wellen sind, muss es auch kleinere geben und so haben mich seine Geschichten schon neugierig gemacht. Ein kombinierter Surf und Biketrip… und weil es zeitlichen eben passt im beginnenden Winter.
Alleine Reisen ist schön, aber mit ein paar Freunden immer schöner. Und so ist nach ein paar Tagen eine bunte Crew am Start. Aline Bock (ehem. Snowboard Weltmeisterin) und begeisterte Longboard Surferin ist schon seit einiger Zeit dem Surfen im kalten Wasser verfallen. Lars Petersen, mein langjähriger Reisekumpan, pro-Windsurfer und SUP-Surfer kommt aus Klitmøller, dem cold Hawaii in Dänemark. Max Kroneck der Skifahrer, Alpinist, Surfer, Windsurfer, Biker, Kletterer und was weiß ich, was der noch alles kann, rundet die sportlicher Runde ab. Dann Christoph Gebhardt mit der Knipse, Jonas Abenstein fürs Bewegtbild und ich als „Reiseleiter“.
Great atmosphere and spirit despite the weather
Unser Gepäck ist reichhaltig für eine so kurze Reise und so sind die Damen am Check-in in MUC doch sehr überrascht was da so alles mit auf die grüne Insel soll: 3 Surfbretter, 2 Windsurfer, 2 SUPs, 6 Mountainbikes, 3 sturmtaugliche Zelte, Camping-Kocher usw., Foto- und Filmausrüstung. Gute Outdoorbekleidung mit performanter Membran, rundet das Ganze dann auch noch ab.
“It’s not just the land of potatoes, rain, and Guinness, you know. One of Ireland’s best-kept secrets has been out of the bag for some time now: this country has world-class surf and bike conditions.”
So empfängt uns unser Local Guide Warner Wilders am Flughafen von Dublin. Als passionierter Downhill MTB Racer, SUP-Guide, Surfer und zertifizierter Outdoor Guide ist er unser Mann für die kommenden Tage. Auf der ca. 3 Stunden Fahrt von der Hauptstadt nach Sligo im Nordwesten der Insel lässt er unsere Vorfreude, mit seinen vielen Geschichten über die vielen Outdoor Aktivitäten und über die Kultur des Landes ins schier Unermessliche steigen. Und er stellt die Behauptung auf: „Ihr seid genau zu richtigen Zeit hier. Der Winter ist die perfekte Zeit für all eure Spielgeräte und das etwas rauere Klima wird durch den guten Whiskey neutralisiert.“ Er sollte Recht behalten. Für unser kleines Abenteuer haben wir uns als Basis einen Strand westlich von Sligo ausgesucht, wo wir unsere Zelte aufstellen.
Defy wind and weather. Camping at the seaside
Camping im nassen irischen Winter ist anders. Aber mit der entsprechenden Ausrüstung, eine wirklich tolle Erfahrung. Und da man immer vor Ort sein sollte, wenn die Wellen laufen, ist es schon fast eine Luxusnummer, direkt am „lineup“ zu schlafen. Von hier aus geht es dann auch los auf unsere erste MTB-Tour. Der omnipräsente Ben Bullen – ein 527m hoher Tafelberg – ist das Wahrzeichen der Region und bietet neben vielen Wanderwegen auch ein paar echte Trail-Leckerbissen. Die extrem abwechslungsreiche Landschaft rund um Sligo ist den Fans von „Games of Thrones“ schon bekannt. Denn viele Szenen der mittelalterlichen Serie sind hier gedreht worden. Die MTB-Trails starten und enden oft am Meer und führen durch sprichwörtliche sagenhafte Wälder, wo man in jedem Baum einen Troll oder Elf sieht, hinauf auf spektakuläre Klippen und Gipfel, auf denen Pyramidengräber aus der rauen Vorzeit die Biker empfangen. Warner Wilders hat an jedem Punkt der Tour eine Story zum Thema Natur, Kultur und Geschichte. Der grandiose Ausblick auf Schluchten und die vielen Meeresbuchten zögert den Beginn der Abfahrt hinaus – wir können uns kaum satt sehen. Und das Wetter tut sein Übriges. Es ändert sich fast alle 10 Minuten und bietet, zum Teil dramatischen Lichtspiele. Irgendwann geht es dann doch wieder abwärts und wir genießen die meist flowigen aber ab und an dann doch technisch anspruchsvollen Trails. Es fällt aber immer wieder schwer sich auf den Downhill zu konzentrieren, denn die grandiosen Aussichten lenken uns ständig ab.
Mountainbike slushy trails
Und dann sehen wir auch irgendwann die sich abzeichnenden Wellen an unserem Camping-Strand. Was für ein „Stress“ – jetzt müssen wir heute auch noch Surfen ;). Ob Anfänger oder Bigwave Rider, in der Region um Sligo gibt es für jeden die passenden Surfspots. Und wie beim Biken, so hat man auch im Lineup immer eine unfassbar schöne Kulisse. So verbringen wir die kommenden Tage zwischen Lineup und Trails. Abends am Lagerfeuer erzählen wir uns dann von unseren Heldentaten und lassen uns von der Mystik des Moments verzaubern. Irland ist wirklich ein grünes Juwel für Outdoorsportler und das, das ganze Jahr. Die Menschen sind extrem offen und interessiert. Und es gibt viele Initiativen, die die Aktivitäten auch nachhaltig gestalten und dennoch für viele zugänglich machen. Wandern, Fischen, Fahrradfahren, Surfen, Tauchen, Klettern, … schier endlose Trails, unzählige Surfspots, eine warme, offene und inspirierende Kultur.
Surfing Cold Water
Neben den vielen Sagen und Mythen gehören natürlich auch die unzähligen Pubs zur Irischen Kultur. Dort stellt uns Warner einen seiner Kollegen vor. Samuel Brett ist selber Outdoorguide und nachdem er von unseren Aktivitäten hört, erzählt er uns von William Butler Yeats. Einem der wichtigsten Dichter der englischen Sprache, der in Sligo gelebt und dort auch seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Er hat 1923 den Literatur Nobel Preis bekommen. Seine Arbeit wurde sehr stark durch das Erbe, die Politik und vor allem auch von der Natur Irlands beeinflusst. Neben verschiedenen anderen Gedichten trägt uns Samuel das Gedicht „The Stolen Child“ vor. Nachdem wir uns etwas hart mit den alten englisch/irischen Formulierungen getan haben, holen uns die Verse in eine Welt aus Feen und Elfen und Naturwesen. Die Zeilen sind eine wunderbare Umschreibung unserer eigenen Liebe zum Sport und zu anderen Aktivitäten in und mit der Natur.
Mystical Landscapes
Wir die Hedonisten, gelockt und verführt werden von den Wellen und den Trails, auf der Suche nach dem Flow-State, dem Erlebnis mit den Elementen. Und so entsteht die Idee, unseren kleine „Urlaubsfilm“ dem Gedicht von Yeats zu widmen. An einem weiteren Abend, in einem anderen Pub, bei ein paar Bier und Whiskey lernen wir die irische Sängerin Cathy Jordan kennen. Ihre Stimme fasziniert uns sofort und nach ein paar weiteren Bier willigt sie ein, die Ferse für unser Video einzusprechen. Das Ganze können wir improvisiert und spontan beim Radio in Sligo umsetzen und so haben wir unser etwas anderes Reisevideo produziert.
Locals
Ich kann euch nur empfehlen: lasst euch auch auf das Abenteuer Irland ein. Egal ob Surfer, Mountainbiker, Wanderer, Angler oder Whiskeytrinker… mit einer guten Regenjacke, werdet ihr dieses Land lieben.
Henne Janda
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