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Luxemburg – ein Paradies für Mountainbiker?

Wir testen eine bislang eher unbekannte Mountainbike-Destination: Luxemburg. Soweit vorweg – in diesem kleinen Land kommen sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene auf ihre Kosten! Wir waren mehrere Tage im Großherzogtum unterwegs und haben durchwegs neue, spannende Trails entdeckt!

Citylife in Luxemburg-Stadt

Unser Treffpunkt bei Ankunft: das Hotel Mama Shelter. Die schöne Aussicht auf die goldglänzenden Türme des Europäischen Gerichtshofs bietet die perfekte Kulisse, damit sich unsere kleine Reisegruppe – bestehend aus erfahrenen Mountainbikern und absoluten Anfängerinnen – kennenlernen kann.

Gruppe Radfahrer mit E-Bikes in Luxemburg.
Mit den ausleihbaren E-Bikes lässt sich Luxemburg-Stadt wunderbar erkunden.

Die geführte E-Bike Tour durch Luxemburg-Stadt ist genau das Richtige für den Anfang. Das brandneue Bike-Equipment von VAUDE, welches die Radfahrer außerdem gewonnen haben und in den nächsten Tagen testen dürfen, bleibt noch im Koffer. Zu Beginn wird es lediglich eine lockere Stadtrundfahrt sein, bei der noch kein Schwitzen oder gar Anstrengung vorgesehen ist. Wir wollen uns schließlich erstmal einrollen und ganz gemütlich kennenlernen!

In die Stadt geht es – ohne Ticket! – mit der Tram. Es ist ein seltsames Gefühl, einfach einzusteigen und sich chauffieren zu lassen. Aber im ganzen Land ist der öffentliche Nahverkehr kostenlos. Während in Deutschland über die Nachfolge eines Neun-Euro-Tickets diskutiert wird, fährt man im Großherzogtum schon seit einiger Zeit mit dem noch günstigeren Null-Euro-Ticket!

Zwei Personen steigen in Tram ein.
In Luxemburg ist der öffentliche Nahverkehr kostenlos! Ein Traum!

Wir treffen uns mit Guide Gregory von »sightseeing.lu«. Er hat Citybikes für uns und mit diesen machen wir Selbige unsicher. Was wortwörtlich gemeint ist. Die Dinger haben einen starken Motor und sind schnell.

Auf unserer Fahrradtour durch die Stadt geht es permanent auf und ab. Die Stadt ist verwinkelt und die Architektur eine Mischung aus modernen Neubauten, dem märchenhaften Regierungssitz des Großherzogs, hippen Cafés und aufwendig renovierten Läden. Mittelalterliche Ruinen verstellen hin und wieder den Blick auf das ultramoderne Kirchberg-Viertel mit seinen Hochhäusern.

Gruppe Radfahrer besichtigt mittelalterlicher Stadtmauer.
In Luxemburg-Stadt liegen mittelalterliche Ruinen und moderne Gebäude dicht beieinander.

Die Hauptstadt Luxemburgs ist sehenswert! Sie ist in einen oberen und unteren Part geteilt. Der Stadtkern mit Einkaufsstraßen, Restaurants und dem Regierungssitz liegt auf einem Plateau. Entlang der Alzette und Pétrusse, die sich hier tief ins Gestein gegraben haben, befindet sich der sogenannte Grund – das älteste Stadtviertel. Es erinnert an ein Dorf mit hohen, steilen Felswänden und mächtigen Mauern ringsum. Wirklich heimelig und gemütlich! Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die großartigen Gebäude der Oberstadt.

Müllerthal – Zwischen Felsen biken

Die Region Müllerthal in Luxemburg ist wohl die bekannteste des ganzen Landes. Ihren Namen hat sie den zahlreichen Mühlen zu verdanken, welche früher an den Bächen und kleinen Flüssen aufgereiht waren. Wer die Landschaft betrachtet, sieht sanft geschwungene Hügel, auf welchen sich Wälder und Kornfelder abwechseln. Nichts deutet hier auf Spektakuläres hin – doch genau das ist es, was diese Gegend so besonders macht. Sobald man in Berdorf ankommt, erkennt man langsam das Potenzial dieses Ortes. Es geht hinein in den Buchenwald und man wird in eine andere Welt entführt. Felsspalten tun sich auf und geben den Blick auf tiefe Klüfte im Sandstein frei, die von Wasser, Witterung und Zeit gegraben wurden. Endlich darf die Ausrüstung ihr Können unter Beweis stellen. Guter Sitz? Schnelltrocknend? Der Rucksack angenehm zu tragen?

Mountainbiker fährt Stufen neben Felsen im Wald hinunter.
Luxemburg bietet auch technisch anspruchsvolleren Mountainbikern entsprechende Trails.

Die Region Müllerthal ist ein wunderschönes Labyrinth aus Höhlen, Wanderwegen, Spalten und viel Laub und Farnen. Das Klima ist feucht-warm. Oben, auf den offenen Plateaus, gibt es Feldwege die zum gemütlichen Radwandern einladen. Taucht man in den Wald mit seinen Schluchten ein, erwarten die Mountainbiker anspruchsvolle Trails über Felsen, Treppen und Wurzeln. Zwischendurch teilt man sich die Hohlwege mit Wanderern. »Share the trail« ist hier die Devise. Wir versuchen so rücksichtsvoll zu fahren, wie wir können. Ein Mal müssen wir eine Gruppe Wandernde aber doch bitten, kurz ihre Tour anzuhalten und zu warten, bis wir durch sind. Die 50 Meter Downhill-Felsentreppe ist einfach zu verlockend! Die will in einem Stück gefahren werden! »Danke für’s Warten!« Gejohle und Beifall der Umstehenden begleitet uns bei unserer Fahrt durch das schöne Wandergebiet!

Rostrotes Paradies zum Mountainbiken

Gregory, den wir schon aus der Stadt kennen, wartet schon auf uns, als wir in Belval ankommen. Die Sonne lacht und es scheint, als ob sie nur auf uns gewartet hätte.

Wir stärken uns zwischen den alten Hochöfen des ehemaligen Stahlwerks. Das Areal ist ein gigantisches Industriedenkmal. Auf Hochglanz poliert und konserviert stehen riesige Loren, Kessel, Röhren und andere Maschinen groß und schwer in der Gegend. Wie das Bühnenbild eines Rammstein-Konzerts sieht es aus. Man meint, es müsse jederzeit irgendwo Feuer oder sonstige Pyrotechnik herausschießen. Eine unwirkliche Szenerie. Dazwischen: Imbissbuden, Museumsräume, Bistros, eine Konzerthalle und natürlich die knallroten neuen Gebäude der Universität. Wir schlemmen im Schatten von Stahlzylindern im Cocottes. Bowles, Salate, Baguettes und Muffins schmecken. Nun kann es los gehen: Auf in den Bikepark!

Mountainbiker vor altem Industrie-Hochofen.
Mountainbiken vor beeindruckender Industriekulisse!

Gregory weiß, was er tut. Er warnt uns und übertreibt dabei absichtlich ein bisschen, damit wir vorsichtig sind. Wir fahren in einen ehemaligen Tagebau. Die Abhänge, die wir jetzt hinunter biken, sind von riesigen Baggern erschaffen worden. Der Schotter ist tiefrot und staubig. Immer wieder ragen spitze Steine aus dem Untergrund. “Wer da falsch bremst, liegt am Boden und das endet meistens blutig! Also respektiert den Trail und alles wird gut gehen!”

Grüner Wald, durchzogen von roten Wegen.
Mountainbiken auf rostroten Trails inmitten saftig-grüner Natur.

Die Landschaft ist unglaublich schön. Die Natur holt sich zurück, was ihr gehört. Das Schutzgebiet ist weitläufig und die Wege führen uns durch eine offene Landschaft, die an Arizona erinnert. Das Gestein ist vom Eisenerz rot gefärbt und der sehr lockere Mischwald steht perfekt in Kontrast zu der sonst so trockenen Umgebung. Wir entern den RedRock Bikepark, wo künstlich angelegte Rampen lockend auf uns warten. Unsere beiden Anfängerinnnen Jana und Katja trauen sich – unter fachmännischer Anleitung von Gregory – ihre ersten Drops zu springen. Alex, Dan und Stefanie kriegen nicht genug von diesem Nervenkitzel und fahren Runde über Runde.

Mountainbiker fährt rostrote Steilstufe hinab.
Der RedRock Bikepark bietet auch Drops und Sprünge.

 

Ab in die Ardennen

Ebenfalls auf der luxemburgischen Mountainbike-Bucketlist: die Ardennen in Norden des Landes. Auf dem Programm steht der Obersauer-Stausee. Die Landschaft bietet einen willkommenen Kontrast zum vorherigen Müllerthal oder der roten Felsen im Süden. Dichter, dunkler Wald umgibt den Stausee, der sich tief unten im Tal windet. Hier gibt es »echte« Berge, die auch als solche von weitem schon erkennbar sind. Nun heißt es: Höhenmeter pedalieren und die Aussicht genießen!

Wald, See und Boote am Ufer.
In den Ardennen findet man wunderschöne Natur.

Die Gruppe radelt auf schmalen Pfaden entlang des Seeufers. Mal entfernt sich der Trail vom See und es geht durch dichten Wald, mal fährt man parallel zum Ufer und hat einen guten Blick auf das zwischen türkis und grün changierende Wasser. Der Weg ist gesäumt von knorrigen Steineichen und man erkennt deutlich, dass wir uns auf Schiefer bewegen. Luxemburg ist zwar relativ klein, geologisch gesehen aber überaus abwechslungsreich.

Wir sind begeistert von der wilden Schönheit des Sees und beobachten die Angler, Kanuten, Schwimmer und Wanderer am Ufer und in den Seitenarmen. Die Kaffeepause am Mittag ist wohlverdient. Wir sind bereits den dritten Tag unterwegs und haben schon viele Höhenmeter in den Beinen.

Zwei Mountainbiker fahren auf Waldweg.
Schmale Singletrails führen entlang von Flüssen und Seen.

Das Fazit der Gruppe ist eindeutig: Das Großherzogtum ist ideal für Mountainbike-Anfänger, um sich auszuprobieren, ohne gleich überfordert zu sein. Wo es schwierig wird, kann man absteigen oder eine Alternative finden. Für Fortgeschrittene bieten die Trails genug Herausforderungen, um ein paar Tage ausdauernd zu fahren.

Weitere Impressionen:

Text & Bilder: Tom Jutzler

 

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