
Mich hat Pakistan seit meinem ersten Besuch 2016 in den Bann gezogen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es es in diesem Land religiös und politisch motivierte Schwierigkeiten gibt. Doch die atemberaubende Bergwelt und deren einzigartige Bewohner lassen jedes Bergsteiger- und Wanderherz höherschlagen.
Bereits zum vierten Mal sind Stefan und ich jetzt in Pakistan. Genauer gesagt im nordöstlichen Dorf Shimshal. Neben unseren eigenen Ski- und Bergprojekten ist es uns immer wichtig auch etwas an die Menschen zurückzugeben. Denn die Freundlichkeit und Gastbereitschaft in Shimshal sucht seinesgleichen. Shimshal ist ein abgelegenes Bergsteigerdorf das nur durch einen 3 Tages Marsch oder eine äußerst schmale und gefährliche Straße erreichbar ist.

Seit 4 Jahren organisieren und leiten wir einen Skikurs dort. Jetzt sind wir zum ersten Mal im Frühjahr dort und starten ein weiteres Projekt mit den Jungs und Mädchen aus dem Dorf. Wir errichten den ersten Klettergarten in Shimshal und statten die Kids mit Seilen und Kletterschuhen aus. Unsere Freunde Martin und Thomas sind heuer auch mit dabei. Es gibt jetzt direkt in Shimshal ca. 5 Anfängerrouten (ca. 3a-4a) die perfekt sind um den Klettersport zu erlernen. Mit etwas mehr Initiative erreicht man auch noch den 1000m über Shimshal gelegenen Klettergarten „Zarthgurben“, der von uns mit Routen im mittleren Schwierigkeitsgrad (5a- 6a+) eröffnet wird. Und das Potential für weitere Routen dort oben ist unendlich. Eine wunderschöne Hochebene mit Hütte lädt zum verweilen ein und ist der perfekte Ausgangspunkt für Trekkingtouren und Expeditionen.



Der Kletterkurs
Natürlich ist es wichtig den Kindern auch gleich die Basics des Kletterns beizubringen. Das Bergsteigen ist den Shimshalis natürlich in die Wiege gelegt worden, aber mit Seil und Gurt sind bis jetzt nur die wenigsten geklettert. Und so wird, ganz im pakistanischen Stil, ein Kletterfest für jung und alt organisiert. Die Motivation ist unglaublich hoch. Ein Kinderlächeln kann einem mindestens so viel zurückgeben wie das erreichen eines Gipfels. Vor allem, dass die Mädchen dort so unbekümmert teilnehmen dürfen, ist in Pakistan nicht selbstverständlich, und für uns immer ein sehr emotionales Erlebnis. Unsere Freunde Mirza Ali, und seine Schwester Samina Baig, sind an all diesen Projekten maßgeblich beteiligt. Sie leiten den Verein „Pakistan Youth Outreach“, mit dem sie für Jugendliche verschiedenste Sportprojekte realisieren. Samina gilt für die Mädchen dort als großes Vorbild, schließlich war sie die erste muslimische Frau am Mount Everest und erste Pakistani auf allen Seven Summits. Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie dieses Geschwisterpaar durch die sozialen Projekte das Land ein Stück weit verändern.

Auch mich holt es immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Oft ist für uns alles zu selbstverständlich, und wenn mal ein Skilift 15 min später aufsperrt, ärgert man sich gleich. Deshalb kann ich jedem einen Besuch in einem Land wie Pakistan sehr empfehlen. Man lernt die einfachen Dinge wieder zu schätzen. Und was besonders schön zu beobachten ist, Sport verbindet die Menschen und kennt keine Grenzen. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch, denn der kommt bestimmt.

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Bildergalerie:
Text: Ager Stefan
Foto und Video: Lensecape Productions
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