
10 Wald-Tipps für vielfältige Erlebnisse & Erfahrungen unter Buche, Eiche und Kiefer…
Als grüne Lunge sind unsere Wälder CO2-Speicher, Lebensraum und Rückzugsort für unzählige Tiere und Pflanzen und sie haben eine wichtige Funktion für unser Weltklima. Allein in Deutschland entlasten Bäume die Atmosphäre jährlich um rund 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid, ein einziger Quadratkilometer Wald kann zudem bis zu 1.000 Tonnen CO2 dauerhaft einlagern. Als Wirtschaftswald dient er der Forstwirtschaft, der Jagd und vielen Menschen zum Broterwerb. Ganz nebenbei bieten Wälder uns Menschen kostenlose Erholung, Ruhe und wunderbaren Raum, um der hektischen Alltagswelt zu entfliehen.
Wir haben 10 Tipps zusammengestellt, um den Wald zu erleben, besser kennenzulernen und zu verstehen. Mal abenteuerlich, mal ganz bei sich.
Eines ist sicher: Wir Menschen brauchen den Wald mehr denn je!

1. Pilze sammeln
Es ist Herbst: Was gibt es schöneres, als mit einem Korb und einem scharfen Messer durch den Wald zu stöbern und Pfifferlinge, Steinpilze oder Totentrompeten zu sammeln? Doch Vorsicht! Man sollte wissen, was man tut, bevor man der Familie eine Pilzpfanne serviert, denn nicht jeder Pilz, der einen anlacht, ist essbar. Viele Pilze sind ungenießbar und Verwechslungen mit giftigen Exemplaren sind schnell passiert. Diverse Internetseiten wie die Speisepilzübersicht des Naturschutzbund NABU informieren genauso über die besten Speisepilze wie spezielle Bestimmungsbücher, etwa vom Kosmos-Naturverlag. Schön ist es auch, sich einer geführten Pilzwanderung anzuschließen und von einer Pilzexpertin oder einem Pilzexperten das Handwerk des Pilzesammelns zu erlernen.
Tipp: Wer allein loszieht und unsicher ist, ob das gefundene „Schwammerl“ nun eine Delikatesse ist oder doch nicht, findet bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie Pilzsachverständige in der eigenen Region, die Funde fachmännisch begutachten.

2. Mal wieder draußen schlafen
Eine Nacht im Wald oder am Waldrand ist etwas ganz Besonderes. Gebettet auf weiches Moos, über sich der Mond und Sternenhimmel und um sich herum die nächtlichen Geräusche: Das Rauschen des Windes, das Rascheln der Bäume und Tiere im Unterholz und mit etwas Glück der Ruf von Waldkauz oder Ziegenmelker. Klingt kitschig? Ist aber wunderschön! Ein bisschen Ausrüstung braucht es allerdings schon, um das kleine Abenteuer auch richtig zu genießen. Eine warme Isomatte und ein passender Schlafsack sollten auf jeden Fall ins Gepäck. Und wem das Blätterdach des Waldes dann doch etwas zu wildromantisch erscheint, der findet unter einem leichten Tarp, im Biwaksack oder Zelt schützende Schlafplatz-Alternativen.
Tipp: Wir haben eine Übersicht über die rechtliche Situation in Deutschland und den beliebtesten Reiseländern außerhalb Deutschlands für Euch zusammengestellt.

3. Mountainbiken im Wald – aber naturverträglich
Schmale Singletrails, schwierige Wurzelteppiche – der Wald ist ein Paradies für Mountainbiker. Ob allein oder in der Gruppe – auf ausgedehnten Touren könnt Ihr die Wälder Eurer Region richtig gut kennenlernen. Eine Vielzahl von Touren finden sich etwa auf der Seite Alpenverein aktiv, an der auch der VAUDE-Partner Deutscher Alpenverein beteiligt ist, oder auf kommerziellen Portalen wie Komoot oder Strava. Noch schöner ist’s meist auf geführten Touren von professionellen Guiding-Anbietern oder DAV-Sektionen. So gehst Du sicher, nicht nur die schönsten Wege zu entdecken, sondern erfährst von den geschulten Guides auch vieles über Land und Leute. Wer mit dem MTB auf Entdeckungstour geht, sollte auf jeden Fall angepasste Bekleidung, das nötige Werkzeug und Ersatzteile sowie ausreichend Essen und Trinken im Rucksack dabei haben.
Tipp: Hinweise und Verhaltensregeln zum naturverträglichen Bikevergnügen haben wir in einem eigenen Artikel für Euch aufgeschrieben.

4. Waldbaden oder „Shinrin Yoku”
Der Gegenentwurf zum sportlichen und dynamischen Mountainbikesport: Beim Waldbaden geht es darum, den Wald und seine Eindrücke mit allen Sinnen aufzusaugen. Nicht die Bewegung steht hier im Vordergrund, sondern Ruhe und Unaufgeregtheit. Die Idee ist in Japan sehr populär, der Begriff „Shinrin Yoku“ bedeutet übersetzt etwa soviel wie „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“ und funktioniert auch in der deutschen Sprache erstaunlich gut. Mit Techniken aus der Meditation oder dem Yoga lernt Ihr, die Atmosphäre beim Waldbaden noch intensiver aufzunehmen.
Tipp: Inzwischen gibt es überall in Deutschland, Österreich und der Schweiz Waldbade-Seminare oder -Veranstaltungen. Von Annette Bernjus, eine der bekanntesten „Waldbademeisterinnen“ Deutschlands, ist zusammen mit Anna Cavelius das Buch „Waldbaden“ erhältlich.

5. Den Waldwandel verstehen
Für Forstwirte und Tourismusanbieter ist er der Todfeind, Naturschützerinnen und Naturschützer sehen in ihm einen Katalysator für den natürlichen Waldwandel. Sicher ist: Der Borkenkäfer spaltet die Gemüter. Wer verstehen möchte, wie das etwa einen Zentimeter kleine Insekt biologische Großprozesse prägt, kann in den Wald-Nationalparks Bayerischer Wald, Harz oder Schwarzwald mit den Nationalpark-Rangern auf Tour gehen und live dabei sein, wenn in den vermeintlich toten Flächen ehemaliger Nadelholz-Monokulturen ein neuer natürlicher Wald mit einer ungeahnten Vielfalt an Leben entsteht.
Tipp: Warum nicht mal Urlaub in der Nähe machen? Nicht nur in Corona-Zeiten kann man in Nationalparks und an vielen anderen Orten im ganzen deutschsprachigen Raum viele der hier gesammelten Aktivitäten auf kleinem Raum ausprobieren.

6. Perspektivwechsel über den Baumwipfeln
In vielen Regionen entstehen Baumwipfelpfade. Besonders berühmt ist etwa der Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich. Thüringens einziger Nationalpark ist übrigens auch die größte nutzungsfreie Waldfläche Deutschlands. Von oben genießt man eine ganz neue Perspektive auf die Bäume und ihre Kronen. Star-Wars-Fans dürfen sich außerdem ganz wie „Ewoks“ fühlen, die putzigen aber wehrhaften Waldlebewesen, die ihre Städte in die Kronen wahrer Baumriesen bauen.
Tipp: Auch wenn die Holzkonstruktionen in den Baumkronen meist so einfach und schnell zu begehen sind wie Fußwege in der Stadt, sollte man ausreichend Zeit einplanen. Der Perspektivwechsel ermöglicht völlig neue Ein- und Ausblicke. Wer hektisch daran vorbeirauscht, verpasst etwas.

7. Der gute alte Waldspaziergang
Der Job nervt, der Alltag stresst, Sorgen kommen auf? Kaum etwas bringt Euch so schnell auf andere Gedanken wie ein Spaziergang durch den Wald. Mit offenen Augen, Ohren und Nase und dem Smartphone tief in der Tasche vergraben (oder ganz zu Hause), kann man einfach am besten durchatmen und abschalten. Wer auf den Geschmack gekommen ist, den Wald auf „Schusters Rappen“ zu erkunden, für den empfehlen sich auch längere Wanderungen. Viele Regionen, wie der VAUDE-Partner die Region Ostbayern, bieten hunderte Kilometer markierte Wanderwege an. Einfach mal ausprobieren.
Tipp: Mit einem Fernglas sieht man mehr: Das äsende Reh am Waldrand, den scheuen Hasen im Feld oder Europas kleinste Vogelart, das Wintergoldhähnchen, in den Spitzen alter Nadelbäume.

8. Mit den Kindern im Wald spielen
Der Wald ist für Kinder einer der besten Abenteuerspielplätze der Welt. Egal was man dort macht, ob Verstecken spielen, Tiere gucken, Eicheln sammeln oder einfach nur rennen – es ist immer ein Abenteuer. Erst recht, wenn man es mit einer der anderen Aktivitäten aus unserer Liste kombiniert. Gerade für Kinder ist der Wald ein wichtiger Lern- und Erfahrungsraum. Sie entdecken dort eine vollkommen andere Welt mit ganz eigenen Gesetzen, betreten Neuland, erweitern ihren Aktionsradius und gewinnen so Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Auch die Allerkleinsten können in der Kindertrage schon mit in den Wald.
Tipp: Kalte Füße, durchnässte Bekleidung oder Hunger und Durst können aus dem Abenteuer schnell ein Fiasko machen. Wenn der Nachhauseweg dann auch noch lang ist, kann die Waldbegeisterung der Kleinen schnell kippen. Wetterfeste Bekleidung, passendes Schuhwerk sowie gut gefüllte Vesperdose und Trinkflasche sind wahre Stimmungsretter.

9. Rücksicht nehmen auf Wald & Bewohner
Wir freuen uns über jeden Menschen, der den Wald besucht. Wir Menschen sind dort aber nur Gast. Behandele den Wald und seine Bewohner also entsprechend. Bitte beachte auch besonders die Regeln von Schutzgebieten oder Nationalparks. Respektiere die Fluchtdistanz von Tieren, bleibe auf den Wegen und lasse nichts im Wald, was dort nicht hingehört. Das gilt vor allem für Müll jeder Art. Gerade Papiertaschentücher sind in den letzten Jahren immer mehr zum Ärgernis geworden. Was viele Menschen nicht wissen: Ihr spezieller Zellstoff ist wasserabweisend und hoch reißfest und braucht deshalb etwa ein Jahr, um zu verrotten – in alpinen oder nordischen Gegenden wesentlich länger.

10. Ab in den Wald!
Es ist schön, tolle Tipps zu lesen, was man im Wald alles so machen kann – noch viel schöner ist es, diese auch in die Tat umzusetzen. Also: nix wie raus und ab in den Wald!
Text: Arne Bischoff | velonauten
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