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Der Gepatschferner Gletscher schreit nach Hilfe

Seit über 25 Jahren spielt der Berg- und vor allem Snowboard-Sport in meinem Leben eine grosse Rolle: als Hobby, als Wettkampfsport, als Profisportlerin. Durch das Snowboarden bin ich heute in der Lage, die Kontinente zu bereisen, die verschiedenartigsten Berge mit ihren besonderen Gegebenheiten, neue Länder und ihre unterschiedlichen Kulturen und Traditionen kennenzulernen. Bei diesen Abenteuern kann ich neue Energie tanken und die Seele baumeln lassen.

Jedoch ist traurigerweise eines der sichtbarsten Zeichen des globalen Temperaturanstiegs der weltweite Rückgang der Gletscher, deren Anblick mich seit vielen Jahren immer wieder faszinieren. Heute ist weithin bekannt, dass die Gletscher der Alpen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts fast vollständig verschwunden sein werden. Leider wurde mir das auch bei einer meiner letzten Splitboard Touren diesen Jahres direkt vor Augen geführt.

Fernab des Massentourismus zählt der Kaunertaler Gletscher zweifelsohne noch zu den schönsten Freeride und Touren Gebieten Österreichs. Zum Glück wohne ich nur ca 1,5 h entfernt und fahre seit Jahren immer wieder gerne ins Kaunertal. Als ich im Juni 2020 mit den ersten Sonnenstrahlen und Fotograf Domi Tauber ins nächste Abenteuer startete, fiel mir jedoch auf, dass der Gletscher sich bereits sehr verändert hat.

Wunderschöne Landschaft im Kaunertal.

Im Splitboard Modus ging es anfangs noch gemütlich von der Talstation über die Piste und durch freien Alpinen Raum in Richtung Nörderschartl. Am unteren Grad schnallten wir unsere Boards an den Rucksack und stapften mit Seilsicherung am Grat entlang durch exponiertes Gelände.

Weitblick über den Gepatschferner Gletscher.

Der Aufstieg wurde zwar mit einem erstklassigen Weitblick über den Gepatschferner Gletscher belohnt, jedoch konnte man weiter unten sehr gut erkennen, dass der Klimawandel das ewige Eis enorm bedroht.

Der Klimawandel bedroht das Eis.

Der Gepatschferner ist eigentlich einer der „Großen“. Aber das hier ist wohl „der klägliche Rest“. Und obwohl sich immer noch gewaltige Eismassen ins Tal schieben, sind es doch weit weniger als noch vor ein paar Jahren.

Hier sieht man den Rest des Gletschers.

Nach einer entspannten Gipfelpause auf der Weissespitze (3510m) unter knallblauem Himmel , machten wir uns dann langsam auf, den Gletscher am Seil und an imposanten Gletscherspalten vorbei, bis zur Brandenburger Hütte zu überqueren, in der wir uns im Winterlager für eine (sehr kurze) Nacht einquartierten.

Am Gipfel angekommen!

Das Highlight unserer Tour war dann zum einen der unglaublich dramatische Sonnenuntergang, den Domi noch direkt hinter der Hütte mit seiner Kamera einfangen konnte, sowie das Alpenglühen um ca 4:30 Uhr auf dem Fluchtkogel (3500m), mit fantastischem Blick über den Gepatschferner, zu dem wir noch mitten in der Nacht und über ein recht steiles und eisiges Gelände aufstiegen.

Die Anstrengung war es wert, leuchtende Berge verzaubern mich immer und immer wieder und dafür lohnt sich jedes frühe Aufstehen um so mehr.

Für solch einen schönen Sonnenaufgang lohnt sich das frühe Aufstehen.

Als wir uns dann gegen 10:00 Uhr aufmachten, um über das Gepatscherferner Plateau abzufahren, wurde ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. So wenig Schnee und Eis hatte ich bisher noch nie gesehen.

Die Schneezunge, auf der man im Frühjahr bis fast nach Fernergries fahren kann, endete schon bei ca. 2200m und so legten wir auf einem Wanderweg und fast sommerlichen Temperaturen noch ca 2,5 h Fußmarsch bis zur Hauptstraße hin.

Fußmarsch bei sommerlichen Temperaturen.

Ein schmelzender Gletscher berührt mich und zu sehen, in welchem Tempo er vor unseren Augen zurückgeht, macht mich sehr traurig und nachdenklich. Wenn wir in 20 Jahren noch von schneereichen Wintern mit Powderhängen, Schlittenfahren oder Schneeballschlachten träumen wollen, müssen WIR jetzt zusammen handeln. Vor ein paar Jahren bin ich der Klimaschutz Organisation PROTECT OUR WINTERS beigetreten, da ich der jüngeren Generationen bewusst machen möchte, wie wichtig es ist, was für unsere Zukunft zu tun und sich für den Klimaschutz einzusetzen. Lasst es uns angehen!

Text: Aline Bock

Bilder: Domi Tauber

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