– Expeditionen dokumentieren die Folgen des Klimawandels in Grönland –
Die Arktis ist das Frühwarnsystem unseres Planeten. Hier werden die Folgen des Klimawandels als erstes deutlich sichtbar. Daher eignen sich Beobachtungen in der Arktis in idealer Weise, um die Auswirkungen von Veränderungen auf Ökosysteme weltweit besser zu verstehen. Das Karupelv Valley Project gehört seit über 25 Jahren zu den Pionieren der ökologischen Forschung in der Arktis. Nach über 15 Jahren Forschung konnten wir Licht in eine der spannendsten Fragestellungen der Ökologie bringen…
Was verursacht die Lemmingzyklen in der Arktis? Unsere Ergebnisse sorgten nach Veröffentlichung u.a. im Fachmagazin Science nicht nur in der Fachwelt für großes Aufsehen. In über 200 Artikeln berichtete damals die Presse in mehr als 25 Ländern. Allerdings bleiben die von uns dokumentierten Zyklen der Lemminge etwa seit dem Jahr 2000 aus. Die Ursachen dafür sind vermutlich in der Klimaerwärmung zu suchen und haben dramatische Auswirkungen auf weitere Tierarten (z.B. Schnee-Eulen oder Eisbären).
Das Untersuchungsgebiet – Der größte Nationalpark der Welt
Der Winter dauert 9 Monate, und für das, was sich hier Sommer nennt, haben normal temperierte Mitteleuropäer höchstens ein Frösteln übrig. Stürme erreichen Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 km/h und an windstillen Tagen machen Moskitoschwärme den Aufenthalt im Freien zu einer Tortur. Die Nordostküste Grönlands, die zu den extremsten Landschaften auf der Erde gehört, beherbergt den größten Nationalpark der Welt. Mit einer Gesamtfläche von 956.700 km² ist er größer als Frankreich und Großbritannien zusammen und das größte Schutzgebiet dieser Art weltweit. Der größte Teil des Nationalparks ist von Inlandeis und Gletschern bedeckt. An der Küste gibt es jedoch ausgedehnte Bereiche, die im Sommer schneefrei sind und eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt beherbergen.
Im Süden des Nationalparks liegt die sogenannte Fjordregion, die durch kleine und große Inseln zwischen tiefeingeschnittenen Fjorden mit zum Teil steilen Felswänden gekennzeichnet ist. Da überschaubare Systeme am besten geeignet sind, um neue Einblicke in ökologische Zusammenhänge zu gewinnen, haben wir für unser Projekt ein Untersuchungsgebiet in Nordost Grönland ausgewählt. Das Karupelv Tal (72°30′ N – 24 ° W) auf der Insel Traill, das dem Projekt seinen Namen gegeben hat, ist Bestandteil der hocharktischen Tundra und zeichnet sich durch eine einfach strukturierte Pflanzen- und vor allem Tiergemeinschaft aus. Jedes Jahr verbringen Forscher aus Deutschland, Frankreich und anderen Ländern den Sommer im Karupelv Tal. Die wissenschaftliche Forschung ist unter den arktischen Bedingungen immer auch ein Outdoor-Abenteuer, das ohne die richtige Ausrüstung kaum möglich wäre.
Schutz der Biodiversität ist eine weltweite Herausforderung
Unsere Beobachtungen über die Veränderungen in einem arktischen Ökosystem haben bereits entscheidend zum Verständnis der dort ablaufenden Prozesse beigetragen. Damit haben wir eine wichtige Grundlage für die Beschreibung der durch den Klimawandel hervorgerufenen Veränderungen gelegt. Die Zukunft wird zeigen, ob sich die Tierwelt in Grönland an diese tiefgreifenden Veränderungen anpassen kann, oder ob wir bald in einer Welt ohne Schnee-Eulen leben werden.
Wir werden unsere Forschungen auch in diesem Jahr weiterführen. Wer uns dabei begleiten will, findet weitere Informationen unter www.karupelv-valley-project.de oder auf der Facebookseite des Projektes https://www.facebook.com/Karupelv-Valley-Project-699777373459637/
Text und Bilder: Karupelv Valley Project
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