Scroll to top
 
 

Bike X Germany

Eine Familienradtour von Österreich in die Niederlande. Es muss nicht immer ein Urlaub am Meer oder eine Fernreise sein. Christoph, Jolanda, Timo und Daniel aus Tirol haben im Sommer 2017 eine Radreise von den österreichischen Alpen quer durch Deutschland bis in die Niederlande unternommen – und fanden das sportliche Abenteuer mitten in Europa herrlich: 2 platte Reifen, 17km/h Schnitt, 16 Tage, 1.150 Kilometer und unzählige Erlebnisse.

Es ist unsere erste große Radreise. Entsprechend aufgeregt, erwartungsvoll und mit einigen Fragezeichen starten wir. Was wird uns erwarten? Werden wir und das Material durchhalten?

Von Innsbruck aus muss zuerst die Barriere der nördlichen Kalkalpen überwunden werden. Eine anspruchsvolle Mountainbikestrecke, der steilste Anstieg der gesamten Tour, führt vom Inntal in den Wintersportort Seefeld und auf den höchsten Punkt der Reise mit 1.200 Metern Seehöhe. Aber wer glaubt, dass es ab nun nur mehr bergab geht, der irrt. Insgesamt liegen bis in die Niederlande über 3.000 Höhenmeter vor uns. Vor allem in der Schwäbischen Alb, den südwestdeutschen Schichtstufenländern und überraschenderweise auch in Holland heißt es immer wieder ordentlich bergauf strampeln. Bei Scharnitz überqueren wir auf den Spuren der Römer die Grenze von Tirol nach Bayern. Über Garmisch-Partenkirchen und die eiszeitlichen Alpenvorlandseen Rieg- und Ammersee geht es dem Unterlauf des Lechs entlang weiter bis Augsburg. Nach der Überquerung der Donau führt die Route in stetem Auf und Ab durch die schwäbische Hügelwelt und entlang der mäandrierenden Flüsse Kocher und Neckar nach Heidelberg.

Grüne Hügel, reife Kornfelder und blühende Wiesen, dazu Burgen, Schlösser und hübsche Fachwerkstädtchen. Immer wieder ist es, als wären wir in einer romantischen Modelleisenbahnlandschaft unterwegs. Besonders beeindruckend finden wir die aufgelassenen Eisenbahntrassen, auf denen man abseits der großen Verkehrswege das Radreisen genießen kann. Mit weiten Kurven und sanften Steigungen wurden sie zum Teil bereits im 19. Jahrhundert anmutig in die Landschaft gebaut und werden heute als industriell-kulturelles Erbe für den Radverkehr genützt und gepflegt. Wir sind ebenso überrascht wie begeistert, in dem sonst dicht besiedelten Deutschland durch so große Wälder, Au- und Flusslandschaften und andere Naturjuwele zu radeln.

Die Infrastruktur entlang der Route ist für Radfahrer hervorragend. Verpflegung gibt es unterwegs praktisch immer und überall. Mit Zelt und Schlafsack ist es auch sehr angenehm, dass die meisten Campingplätze an einem Badesee liegen, wo wir uns an heißen Tagen erfrischen und entspannen können. Die VAUDE Bikekleidung bewährt sich auf diesem Langstreckentest optimal. Auch die dichten, leichten, stabilen, geräumigen und vor allem – wie unsere Jungs täglich beweisen – kinderleicht zu montierenden VAUDE Packtaschen Aqua Back lassen keine Wünsche offen und machen uns großen Spaß auf großer Tour. Die Routenfindung ist mit GPS am Fahrradlenker ebenfalls beinahe ein Kinderspiel und ohne lästiges Hantieren mit einer Landkarte sogar im Fahren auf Knopfdruck möglich. Fast die gesamte Radtour verläuft auf gut beschilderten Radwegen oder schmalen Landsträßchen, die kaum frequentiert sind. Die Wege sind zwar nicht immer asphaltiert aber stets gut zu fahren und zum Glück nie mit grobem Schotter bedeckt.

Für eine Abkürzung bei einer Flussschleife verlassen wir kurz das Oberrheinische Tiefland, begleiten dann aber zwischen Hunsrück und Taunus wieder die riesigen Flussschiffe auf dem Rhein weiter Richtung Nordwesten. Nach den weltberühmten Felsen der Loreley und dem schönen Koblenz verlassen wir den flachen und gut ausgebauten aber auch entsprechend bekannten Rheinradweg bei Remagen. Einsame und ruhigere Radwege führen uns in die Vulkanlandschaft der Eifel, durch viel Natur um die großen Städte Nordrhein-Westfalens herum und ganz nah an den spektakulären Krater des Braunkohle-Tagebaugebietes bei Düren heran.

Mit kreisenden Armen begrüßen uns die ersten Windmühlen in den Niederlanden, wo wir mit kleinen Fährbooten über die großen Ströme Maas und Rhein übersetzen. Im Radfahrerland Holland fühlen wir uns auf eigenen, rot asphaltierten Fahrradstreifen, die auch gut zu den roten Backsteinhäusern passen, als gleichwertige Verkehrsteilnehmer willkommen. Über die historische Brücke von Arnheim und durch das große Heide- und Waldgebiet des Hoge Veluwe Nationalparks erreichen wir schließlich überglücklich unser Ziel nahe Apeldoorn. Und sind auch ein wenig stolz auf uns, die ganze Strecke gemeinsam geschafft zu haben.

 

Bildergalerie:

Text: Christoph Höbenreich

Comments

Write a Comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

* These fields are mandatory

Related Posts

Bikepacking in Patagonia

Last December was a very special month. Not only did I have the opportunity to come back to Argentina, but I was also able to celebrate my birthday deep into wild Patagonia, a unique opportunity I have been waiting for a long time. What an amazing experience it has been. Along with a few other […]

Urban Outdoor II – Frühlings-Wanderungen rund um Berlin

Die Vögel zwitschern, die Krokusse blühen und mir zappeln die Füße! Es ist Zeit, dass ich mich wieder auf den Weg mache um die umliegende Natur in der Nähe von Berlin weiter zu erkunden! Lasst uns wandern gehen!  Spaziergang mit Umweg von Schmöckwitz nach Königs Wusterhausen Ich habe mich schon öfter gefragt, was wohl nach […]

Eisklettern und Skibergsteigen auf Senja in Norwegen

Letzten Winter, im März 2022, besuchte ich zusammen mit ein paar Kumpels aus der Reutlinger Gegend die Insel Senja im Norden Norwegens. Es ist nicht ganz einfach, die richtigen Worte zu finden, um diesem besonderen Ort gerechnet zu werden: Senja ist traumhaft schön, vor allem, wenn man in Winter auf einem Gipfel steht, die Wolken […]

Wo sich die Kräfte bündeln – Skitouren rund um die Engstlenalp

Kenner sagen, selbst im Berner Oberland gibt es nur noch wenige unverbaute, authentische Orte. Die Engstlenalp ist so einer. Eine Handvoll stiller Gipfelziele umsäumt sie. Touristiker würden das gerne ändern, wäre da nicht ein Hotelier, der das Kulturerbe so erhalten möchte, wie es ist: ein Ort der Kraft. Text & Fotos: Iris Kürschner Wie ein […]

Show more