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Bike & Fly: Freedom on 2 Wheels

Freiheit auf zwei Rädern – mit Bike und Schirm auf Transalp

Vor zwei Jahren kamen zwei Jungs mit einer Idee zu Thomas. „Ein Bike, das man zusammen legen und im Paragleit-Gurtzeug verstauen kann.“ Das müsste doch irgendwie möglich sein!? Seitdem schwirrten, verschiedensten Gedanken in meinem Kopf herum.

Das Bike, sollte so leicht und kompakt wie möglich sein und am besten auf dem Rücken zu verstauen, damit man beim Starten und Landen gut und sicher laufen kann. Ausgehend von einem Serien-Gurtzeug hatte ich bereits eine Vorstellung, in welchem Packmaß der Rahmen im Gurtzeug verstaut werden sollte. Die nächste Herausforderung war, ein Bike zu konstruieren, das sich auf diese Größe zusammenfalten lässt. Nichts desto trotz sollte es aber ein hochwertiges Bike sein, mit dem man auch lange Strecke zurücklegen und unterschiedliches Gelände bewältigen kann. Es sollte einfach in der Handhabung sein und natürlich „a wos zgleich schaun“.

Unglaublich aber wahr… nach gut einem halben Jahr entstand ein Prototyp an dem ich erkannte, dass meine Vorstellungen realisierbar sind.

The EAST – EAsy STorable Bicycle

Während meiner Werkelei kamen meine Freundin Carina und ich auf die Idee, ein Abenteuer zu planen was zugleich ein Härtetest meiner neuesten Entwicklung werden sollte. Das letzte halbe Jahr investierten wir jede freie Minute um unser Ziel zu erreichen und unser Hobby Paragleiten sowie meine neueste Erfindung miteinander zu verbinden.

Die Feuerprobe sollte die Reise von Salzburg nach Grenoble (St. Hillary) zum großen Paragleitevent „Coupe Icare“ sein. 1.000 km Luftlinie!

Zwei Bikes dieser Art mussten also gebaut werden. Das hieß unter anderem: viele Spezialteile anfertigen und ein passendes Gurtzeug nähen, damit wir das EAST beim Fliegen sicher und gut verstauen können.

Die Zeit lief uns langsam davon. Es mussten noch soooo viele Sachen erledigt und fertig gebaut werden. Ab und zu war uns echt mulmig im Magen, da wir keine Zeit hatten zu trainieren. Wir stellten uns die Frage, ob wir es zu unserem geplanten Termin schaffen werden mit unseren Bikes und der ganzen Ausrüstung starten zu können. Es war eine ständige Achterbahn der Gefühle und Emotionen. Bis zur letzten Minute steckten wir in unseren Vorbereitungen.

Mit einem – „hoffentlich sind wir nicht zu schwer, hoffentlich geht nichts kaputt und endlich ein Abenteuer, wo wir selber nicht genau wissen wie es wird“ – fuhren wir mit unseren voll bepackten Bikes aus unserer Hauseinfahrt, Richtung Westen. EAST goes WEST

BIKE & Fly

Es war ein wunderschöner Spätsommertag. Die Vögel zwitscherten und die Sonne kitzelte Schweißperlen aus uns heraus. Wir hatten keine Zeit mehr uns mit der Strecke zu beschäftigen, es war uns nur bewusst, dass wir 1.000 km Luftlinie vor uns haben. Da wir flugtechnisch vom Wetter abhängig waren, hatten wir keine genaue Route geplant – nur ein Ziel und dieses wollten wir spätestens am 16. September zum Coupe Icare erreichen.

Der Weg führte uns über Lofer nach Tirol, über den Arlberg, weiter durch Liechtenstein, das bezaubernde Heidiland in der Schweiz, durch Graubünden über den Oberalp- und Furkapass ins Wallis, zum Genfer See und weiter nach St. Hillary.

Uns war klar: „Wir wollen in die Luft und mit unseren Bikes fliegen.“

Als wir das erste Mal mit unseren bepackten Bikes am Startplatz standen, wurden die Knie ganz weich, der Herzschlag schneller und die Kommunikation weniger. Mit 30 kg Ausrüstung auf den Schultern, verändert sich die Definition guter Startbedingungen, wirklich drastisch.

Der Startplatz war sehr klein, fiel Steil ab und der Wind kam teilweise von der Seite. Es waren viele Piloten um uns, die jede Menge Fragen hatten: „Was macht ihr hier? Was passiert mit den Bikes? Wollt ihr damit fliegen? Wo kann man das kaufen? Ist das nicht gefährlich? So etwas hab ich noch nie gesehen.“

Es erfüllte uns mit großer Freude, dass auch andere Menschen Begeisterung und Interesse für unser Vorhaben zeigten. Nachdem wir unsere Bikes gefaltet und im Gurtzeug verstaut hatten, zogen wir unsere Schirme auf und begaben uns in die Lüfte. Ein unbeschreibliches Gefühl inmitten eines wunderschönen Panoramas. An unserer linken Seite zeigte sich der Wilde Kaiser in seiner ganzen Pracht. Mit unserer gesamten Ausrüstung und unseren Bikes flogen wir durch diese atemberaubende Landschaft. In diesem Moment verspürten wir Zufriedenheit von Kopf bis Fuß.

Aufgrund der Wetterbedingungen hatten wir jedoch nicht so oft die Möglichkeit, uns mit dem Paragleiter fortzubewegen. Dafür aber umso mehr Zeit, die Tauglichkeit unserer EASTs zu testen. Die Flüge die wir jedoch machten, waren unvergessliche Erlebnisse und funktionierten einwandfrei.

Coupe Icare

Es war unglaublich… das älteste und größte Paragleit-Event weit und breit! Und wir waren dabei. 🙂 Entsprechend rückten wir in typisch österreichischer Tradition in Dirndl und Lederhosen aus. Am letzten Abend trafen wir uns mit unseren Freunden in einem großen Festzelt. Es wurde gefeiert, gelacht und bis in den nächsten Morgen getanzt.

Auf dem Nachhauseweg wurde uns bewusst. „Wow, wir homs gschofft“. Die Bikes, das Gurtzeug und wir haben durchgehalten und unser lang erarbeitetes Ziel erreicht. Ein unglaublicher Moment.

Hier! könnt ihr die Weiterentwicklung unseres Bikes verfolgen

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Thomas Schwaiger:
Suchte schon immer das Gefühl der Freiheit und entdeckte so seine Leidenschaft: Paragleiten. Bastelt in seiner Freizeit an Fahrrädern herum, um neue Dinge auszuprobieren und seine handwerklichen Fähigkeiten zu perfektionieren. Beschäftigt sich seit zwei Jahren mit der Entwicklung eines ganz speziellen Fahrrads. Ein Bike, das in den verschiedensten Situationen eingesetzt werden kann und sein Lieblingshobby mit seiner neuesten Erfindung kombiniert.

Carina Tschuschnigg:
Ist seit ihrer Kindheit auf der Suche nach Abenteuern. Verbringt viiiieeeel Zeit in der Natur. Arbeitet im Sommer als Outdoortrainerin und führt Gruppen durchs Wildwasser, durch Hochseilklettergärten und mit Bikes durch ihre Heimat. Ist auch in ihrer Freizeit immer draußen unterwegs. Unter anderem beim Paragleiten.„Dank Tom´s geschicktem Handwerk, hatte ich jetzt die Möglichkeit, mir einen Traum zu erfüllen.“

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